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Wenn Usain Bolt nicht gejubelt hätte  
  Wie schnell wäre Usian Bolt die 100 Meter bei den Olympischen Spielen in Peking gelaufen, wenn er nicht so früh gebremst hätte? Vier norwegische Physiker behaupten: 9,55 wären möglich gewesen.  
Forschung in der Freizeit
Auf den letzten 20 Metern des Rennens am 16. August streckte Usain Bolt die Arme aus, klopfte sich auf die Brust und lief geradezu gemächlich ins Ziel. Trotzdem stellte er mit 9,69 Sekunden eine neue Weltrekordzeit auf. Wie viele Fernsehzuschauer fragten sich auch Hans Kristian Eriksen von der Universität Oslo: Was wäre gewesen, hätte Bolt voll durchgezogen?

Er und drei Kollegen vom Physik-Departement versuchten diese Frage nun in ihrer Freizeit zu klären. Sie verwendeten zunächst Fernsehbilder um Position, Geschwindigkeit und Beschleunigung von Bolt und dem Silbermedaillengewinner Richard Thompson zu eruieren.

Beide wurden in den letzten zwei Sekunden des Laufs langsamer, wobei Bolts Bremsung - jubelbedingt - deutlich stärker ausfiel. Hätte Bolt genau so gebremst wie Thompson, wäre er 9,61 Sekunden gelaufen, schreiben die norwegischen Forscher in ihrer Studie.
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Die Studie "Velocity dispersions in a cluster of stars: How fast could Usain Bolt have run?" ist im "American Journal of Physics" (arXiv:0809.0209v2) erschienen.
->   Zur Studie (pdf Datei)
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Berechneter Idealfall
 
Bild: Hans Kristian Eriksen et al.

Wenn man berücksichtigt, wie Bolt Thompson in den ersten acht Sekunden davongelaufen ist, dürfte dieser Ansatz unter Umständen zu konservativ sein. Eriksen und seine Mitarbeiter entwarfen daher noch ein Szenario, bei dem sie (mehr oder weniger willkürlich) annahmen, Bolt hätte um 0,5 Meter pro Quadratsekunden weniger als Thompson gebremst. Rechnerisch ergäbe das eine Zeit von 9,55 Sekunden.

Im Bild oben ist Usain Bolt zwei Mal zu sehen: Ganz rechts bei seinem hypothetischen Zieleinlauf bei 9,55 und etwas links davon bei seinem tatsächlichen Weltrekord von 9,69 Sekunden.
Weltrekordprognose
Der Sportwissenschaftler Matthew Bundle von der University of Wyoming relativiert allerdings: "Es ist schwierig genaue Messungen anhand von gewöhnlichem Fernsehmaterial durchzuführen, welches nur 30 Bilder pro Sekunde anzeigt." Bei professionellen Analysen würden in der Regel Kameras verwendet, die 125 bis 250 Bilder pro Sekunde aufnehmen können.

"Wir wollen nicht sagen, dass wir das ultimative Ergebnis gefunden haben", sagt Eriksen. "Es ist eher eine lustige Anwendung einfacher Physik und wir haben dabei unser Bestes gegeben." Die Studie endet jedenfalls mit einer interessanten Prognose: In naher Zukunft könnte Usain Bolt die 100 Meter unter 9,5 Sekunden laufen.

[science.ORF.at, 10.9.08]
->   Hans Kristian Eriksen
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01.01.2010