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Krebs: Kein Geld für unabhängige Forschung  
  Immer wieder sorgen österreichische Krebsforscher mit Studien für Aufsehen. An der Forschungspolitik mit ihren Fördermechanismen ist das aber scheinbar spurlos vorbeigegangen, wie Krebsexperten kritisieren.  
Weniger als ein Prozent
Der Wiener Chirurg Michael Gnant, Präsident der österreichischen Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs (ABCSG): "Die klinische Krebsforschung an Patienten ist in Österreich und der EU unterfördert. In den USA sind 50 Prozent der klinischen Forschung aus öffentlicher Hand finanziert. Der Anteil der öffentlichen Förderung liegt in der EU bei weniger als fünf Prozent, in Österreich gar bei weniger als einem Prozent.

Man sagt: 'Ihr seid's eh' Ärzte, geht's zur Industrie, die wird das schon finanzieren." Dabei komme die akademische Forschung, die völlig neue Konzepte noch ohne Marktausrichtung austesten könnte, völlig zu kurz.
Anti-Tumor-Wirkung eines Medikaments entdeckt
Beim Europäischen Krebskongress in Stockholm stellen die österreichischen Wissenschaftler den europäischen Krebsspezialisten ihre ABCSG-12-Studie, vor die international für Aufsehen gesorgt hat.

Demnach hat das Osteoporose-Medikament Zoledronat eine deutliche zusätzliche Anti-Tumor-Wirkung bei Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs. Bei zusätzlicher Verwendung des Arzneimittels kam es einer um 36 Prozent niedrigeren Wiedererkrankungsrate.
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Detailergebnisse
Die Häufigkeit eines neuerlichen Auftretens eines Brustkarzinoms halbierte sich von 20 auf zehn Prozent. Das Auftreten eines Karzinoms an der anderen Brust verringerte sich in der Häufigkeit von zehn auf sechs Fälle. Die Häufigkeit von Fernmetastasen verringerte sich um rund 35 Prozent. Insgesamt stieg die Rate der Frauen, die innerhalb von fünf Jahren keinen Rückfall erlitten, von 94 auf 98,2 Prozent.
->   Mehr zur Studie
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Krebszellen in programmierten Zelltod
Der Salzburger Onkologe Richard Greil: "Offenbar fungiert das Knochenmark bei diesen Patientinnen wie ein 'Filter' für übrig gebliebene Krebszellen, die wieder aktiv werden können."

Gnant: "Wir könnten mit dieser Therapie in die Lage kommen, die Umwelt für 'schlafende' Krebszellen so zu verändern, dass - wenn der 'Schläfer' aufwacht, diese Umgebung so 'unangenehm' ist, dass die Krebszelle in den programmierten Zelltod geht."

[science.ORF.at/APA, 15.9.08]
->   Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group
->   Mehr zum Europäischen Krebskongress
 
 
 
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01.01.2010