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Studie: Gefühle helfen beim Erkennen von Gesichtern  
  Das Wiedererkennen von bekannten Gesichtern hat viel mit deren Ausdruck zu tun. Vermittelte Gefühle aktivieren die zuständigen Hirnareale des Betrachters stärker als ein neutraler Gesichtsausdruck. Menschen mit "Gesichtsblindheit" können sich deshalb ausdruckslose Gesichter kaum merken.  
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Eine Expertengruppe um Beatrice de Gelder von der niederländischen Universität Tilburg hat die Fähigkeit, Gesichter zu erkennen, mit Hilfe von Magnetresonanzbildern näher untersucht. Die Studie "Neural Correlates of Perceiving Emotional Faces and Bodies in Developmental Prosopagnosia: An Event-Related fMRI-Study" ist im Open-Access- Journal "PloS One" erschienen. (Doi:10.1371/journal.pone.0003195)
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Gesichter enthalten eine Fülle von Informationen
Die Fähigkeit, Gesichter von Familienmitgliedern oder Freunden zu erkennen, ist an viele Informationen wie Geschlecht, Alter, Attraktivität und Vertrautheit gekoppelt. Eine besonders große Rolle spielt dabei der Gesichtsausdruck, wie die Forscher herausfanden.

Wenn das Gesicht des Gegenübers Gefühle zeigt, werden die zuständigen Areale im Gehirn des Betrachters aktiver, als wenn ein neutraler Gesichtsausdruck vorliegt. Der Vergleich mit Menschen mit "Gesichtsblindheit" hat gezeigt, dass es für diese fast unmöglich war, ein neutrales Gesicht wiederzuerkennen, weil ihre Hirnrinde dabei kaum aktiviert wurde.
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"Gesichtsblindheit"
Ungefähr zwei Prozent der Bevölkerung leiden an der sogenannten "Gesichtsblindheit" (Prosopagnosie). Die Betroffenen können sich nur verschwommen an ein Gesicht erinnern oder vergessen es innerhalb weniger Sekunden. Das kann soweit gehen, dass nicht einmal das Antlitz des eigenen Ehepartners erkannt wird.

Die Ursache liegt nicht in den Augen oder dem Gedächtnis, sondern ist auf eine Teilleistungsschwäche des Gehirns zurückzuführen. Die Fähigkeit, ein Gesicht mit der jeweiligen Person zu verknüpfen, ist gestört.
->   Prosopagnosie
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Gefühle lassen Gesichter herausstechen.
Beim Betrachten eines emotionalen Gesichtsausdrucks werden die Gehirnareale stärker erregt, weil gleichzeitig noch eine wichtige kommunikative Information ausgesendet wird, wodurch sich ein Gesicht leichter von anderen abgrenzen lässt.

Die Forscher erhoffen sich, durch Folgestudien weitere Erkenntnisse über die komplexen Vorgänge im Gehirn bei der "Gesichtsblindheit" zu gewinnen.

[science.ORF.at/, 17.9.08]
->   Beatrice de Gelder
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Schon Säuglinge "lesen" im Gesicht ihrer Eltern (11.6.08)
 
 
 
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01.01.2010