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Studie: Schönheit lindert Schmerz  
  Das Betrachten von schönen Bildern setzt offenbar das Schmerzempfinden herab. Wenn die gezeigten Gemälde den Testpersonen zusagen, nehmen sie Unangenehmes bis zu einem Drittel weniger intensiv wahr.  
Eine Expertengruppe um Marina de Tommaso von der Universität Bari hat das Schmerzempfinden von jeweils sechs Männern und Frauen beim Betrachten von Bildern untersucht, wie das Magazin "New Scientist" vom 20. September berichtet.
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Die Studie "Aesthetic value of paintings affects pain thresholds" ist im Journal "Consciouness and Cognition" erschienen (DOI: 10.1016/j.concog.2008.07.00).
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Van Gogh und Botticelli besonders beliebt
Die Teilnehmer der Untersuchung wählten aus 300 Gemälden zunächst die 20 aus, die ihnen am besten gefielen und dann die 20, die sie am hässlichsten fanden. Anschließend betrachteten sie das jeweilige Bild oder eine schwarze Fläche, während ein kurzer Laserpuls einen Schmerzreiz auf ihrer Hand setzte.

Bilder von Vincent van Gogh oder Botticelli hatten anscheinend eine schmerzlindernde Wirkung, denn die Probanden gaben an, dass sie den Schmerz um ein Drittel weniger intensiv empfinden würden als beispielsweise beim Betrachten eines Gemäldes des zeitgenössischen Künstlers Fernando Botero. Zugleich zeigten am Kopf befestigte Elektroden, dass auch das Gehirn bei schönen Bildern weniger stark auf unangenehme Reize reagierte.
Problem: Schönheit als subjektive Wahrnehmung
"Unsere Testpersonen waren keine Kunstexperten, uns ging es rein um das persönliche Empfinden", sagte die Forscherin Marina de Tommaso dem britischen "Telegraph". Viele Bilder, die in der Kategorie "hässlich" landeten, seien anerkannte Meisterwerke.

Das Problem der Studie ist, das jeder etwas anderes als schön empfindet. Das zeigte sich unter anderem am Bild "der Schrei" von Edvard Munch, welches in beiden Kategorien zu finden war.
Ziel: Ästhetischere Umgebungen für Kranke
Trotzdem sei es wichtig, die Erkenntnisse im Hinblick auf die Einrichtung von Krankenhäusern oder Altenheimen zu berücksichtigen, sagte die Forscherin.

"Natürlich steht die Funktionalität im Vordergrund, aber wir glauben, dass man bei der Einrichtung den ästhetischen Aspekt nicht vernachlässigen darf. Schöne Dinge können das Schmerzempfinden herabsetzen und sich positiv auf den Heilungsprozess auswirken", so de Tommaso.

Nina Wolf science.ORF.at, 18.9.08
->   Universität Bari
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01.01.2010