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Auktionen: Aus Angst vor Niederlagen bieten viele zu viel  
  Die unterschwellige Angst vor Ansehensverlust verleitet einer Studie zufolge viele Menschen dazu, Konkurrenten bei Auktionen zu überbieten und überhöhte Preise zu zahlen. Das habe die Untersuchung des Belohnungszentrums im Gehirn gezeigt.  
So hätten Niederlagen bei der Auktion weitaus stärkere Reaktionen im Gehirn ausgelöst als Lospech. Zugleich stellten Neurologen und Wirtschaftswissenschafter der Universität New York eine Tendenz zum Überbieten fest.
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Die Studie "Understanding Overbidding: Using the Neural Circuitry of Reward to Design Economic Auctions" von Mauricio R. Delgado et al. ist in der aktuellen Ausgabe von "Science" (Bd. 321, 26. September 2008, DOI: 10.1126/science.1158860) erschienen.
->   Studie
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Vergleich von Auktionen und Lotterien
Das Team rund um den Neurologen Mauricio Delgado ließen einerseits Probanden in einem Auktionsspiel gegeneinander antreten und veranstalteten andererseits eine Lotterie. Während des Versuchs beobachteten sie die Teilnehmer mittels der sogenannten funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI).

Damit können die aktivierten Strukturen innerhalb des Gehirns bildlich dargestellt werden. Bei beiden Spielen konnten die Testpersonen Geld gewinnen oder verlieren. Für die Auktion erhielten die Probanden ein gewisses Budget zur Verfügung.

Gewannen sie, so wurde ihnen gesagt, erhielten sie den Restbetrag - scheiterten sie jedoch, so verloren sie das gesamte Geld.
Verlust führt zu Abstieg im Prestige
Um die Vermutung zu bestätigen, Menschen fürchteten bei einem Verlust der Auktion einen Abstieg im Prestige, führten die Wissenschaftler danach einen weiteren Versuch durch.

Dabei teilten sie die Teilnehmer in Gruppen ein: Die Mitglieder der ersten sollten lediglich Gebote abgeben. Den Probanden der zweiten Gruppe wurde gesagt, sie erhielten bei erfolgreichem Gebot eine Prämie, die Teilnehmer der dritten Gruppe bekamen dieses zusätzliche Geld schon im Voraus, mussten es aber bei einer Niederlage zurückgeben.
Überbieten aus Angst zu verlieren
Beides läuft auf dasselbe Ergebnis hinaus, ist jedoch einmal mit Gewinn und einmal mit Verlust verbunden. Je zwei zufällig ausgewählte Teilnehmer mussten gegeneinander bieten. Das Ergebnis: Spieler der dritten Gruppe gaben durchwegs die höchsten Gebote ab - aus Angst vor der Niederlage.

"Es gab Untersuchungen, die das Phänomen des Überbietens entweder der Risikovermeidung oder der 'Freude am Gewinnen' zugeschrieben haben", erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Andrew Schotter das Ergebnis der Studie.

"Mittels bildlicher Darstellung konnten wir zwischen diesen widersprüchlichen Erklärungen unterscheiden und zu einer neuen Begründung kommen - der 'Angst zu verlieren'."

[science.ORF.at/APA/dpa, 26.9.08]
->   Mauricio R. Delgado
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Gehirn: Status und Geld sind verwandt (24.4.08)
->   Gehirnforschung belegt: Geldverlust tut weh (11.5.07)
 
 
 
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01.01.2010