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50 Jahre implantierbare Herzschrittmacher  
  Zumeist sind es Menschen in höherem Alter, die einen Herzschrittmacher benötigen. Auch der Herzschrittmacher selbst wird langsam alt: Vor 50 Jahren wurde der erste eingesetzt.  
Am 8. Oktober 1958 wurde dem schwerkranken Schweden Arne Larsson der erste implantierbare Herzschrittmacher eingesetzt. Das Technische Museum in Wien feiert diese technische Entwicklung ab Sonntag mit einer Sonderschau.
Stromimpulse können Herzfrequenz beeinflussen
In Österreich wurden im vergangenen Jahr rund 7.800 Patienten solche Geräte implantiert. Hinzu kamen noch rund 1.500 Personen, die implantierbare Defibrillatoren zur Beherrschung von Herzrhythmusstörungen erhielten. Bis zu 50.000 Personen dürften derzeit derartige Geräte tragen.

Am Beginn stand im 16. Jahrhundert die Erforschung von Synkopen, also von Zuständen kurzer Bewusstlosigkeit infolge des Aussetzens des Herzschlages. 1775 gab es die ersten Wiederbelebungsversuche mit Stromstößen. 1791 entdeckte Luigi Galvani die Elektrizität. 1882 wurde erstmals gezeigt, dass man durch Stromimpulse die Herzfrequenz beeinflussen kann.
Naturnahe Imitation des Herz-Reizbildungssystems
Die Herzschrittmacher sollen vor allem das Reizbildungssystem des Herzens möglichst naturnah imitieren. In der Muskelwand des rechten Herzvorhofs liegt der Sinusknoten, von wo jene elektrischen Impulse ausgehen, welche die Herzkammern zur geregelten Pumparbeit bringen. Sind Reizbildungssystem oder Reizleitungssystem gestört, gibt es Bedarf nach Ersatz.

Bei Arne Larsson (1915 bis 2001) traten infolge einer Viruserkrankung mit Schädigung des Herzens täglich 20- bis 30-mal Phasen eines Herzstillstandes auf. Seine Frau musste ihn jedes Mal wiederbeleben.

Das Unternehmen Siemens Elema engagierte sich damals in der Forschung für einen Taktgeber des Herzens. In einer Schuhpastadose und in Epoxyharz eingegossen befanden sich in dem ersten Gerät zwei Transistoren, eine Kippschaltung und ein Nickel-Cadmium-Akku, der immer wieder aufgeladen werden musste. Und das Ganze war implantierbar.
Anpassung an die körperlichen Bedürfnisse
Den ersten externen Schrittmacher hatten Wissenschaftler bereits 1933 entwickelt (Hyman Unit). Doch erst die Implantierbarkeit machte den Unterschied zur wirklichen Gebrauchsfähigkeit aus. Programmierbarkeit und schließlich die Anpassung der Herzfrequenz an die jeweiligen Bedürfnisse gemäß der körperlichen Aktivität waren weitere Verbesserungen. Hinzu kam die bessere Stromversorgung mit Zink-Quecksilber-, dann gar Radionuklidbatterien und schließlich Lithium-Ionen-Packs.

Bereits seit etlichen Jahren sichern implantierbare Defibrillatoren und Cardioverter das Überleben von Menschen, deren Herz immer wieder ins Kammerflimmern abgleitet. Die Resynchronisation der Arbeit des Herzens über implantierbare Geräte, welche ebenfalls Stromstöße abgeben, kann Patienten mit chronischer Herzschwäche helfen.

Und mittlerweile gibt es auch schon telemedizinische Anwendungen, bei denen man auch die gesammelten Daten über den Zustand des Herzens an die Spezialisten im Krankenhaus senden kann. An der Ausstellung hat auch einer der Doyens der österreichischen Kardiologie, Konrad Steinbach, mitgearbeitet.

[science.ORF.at/APA, 26.9.08]
->   Herzschrittmacher (Wikipedia)
->   Technisches Museum Wien
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Herzschrittmacher kann künftig "telefonieren" (16.11.05)
->   Herzschrittmacher gegen Linksherzinsuffizienz (15.6.04)
 
 
 
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01.01.2010