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Gedächtnis arbeitet auch ohne REM-Schlaf  
  Um Gelerntes gut zu speichern, ist laut einer neuen Studie kein Traumschlaf nötig. Zumindest bei Patienten, die Antidepressiva nehmen, hat der REM-Schlaf keine so große Bedeutung wie bisher angenommen.  
Dies haben Forscher der Universitäten Basel und Lübeck in einer experimentellen Studie herausgefunden und damit die REM-Schlaf-Gedächtnis-Hypothese widerlegt.
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Die Studie "Pharmacological REM sleep suppression paradoxically improves rather than impairs skill memory" von Björn Rasch und Kollegen ist online im Fachmagazin "Nature Neuroscience" erschienen (doi:10.1038/nn.2206).
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Zweifel durch Beobachtung depressiver Patienten
Menschen behalten neue Informationen besonders gut im Gedächtnis, wenn sie nach dem Lernen schlafen. Die Hypothese besagt, dass der sogenannte REM (Rapid Eye Movement)-Schlaf besonders wichtig für die Gedächtnisbildung ist, wie die Universität Basel am Montag mitteilte.

Erste Zweifel an dieser Hypothese seien aus Beobachtungen depressiver Patienten erwachsen. Obwohl die meisten Antidepressiva den REM-Schlaf massiv unterdrückten, seien bei diesen Patienten unter medikamentöser Behandlung üblicherweise keine Gedächtnisdefizite aufgetreten.
Gedächtnis von Gesunden getestet
Wissenschaftler der Universitäten Basel und Lübeck ließen nun junge gesunde Männer abends Wortpaare lernen und motorische Hand- und Fingerfertigkeiten einüben, verabreichten ihnen nach dem Lernen entweder ein Antidepressivum oder ein Placebo und überwachten die Probanden im Schlaflabor.

Zwei Tage später wurde getestet, was die Männer noch wussten.
Durch Antidepressivum nicht beeinflusst
Dabei stellte sich laut der Mitteilung zum Erstaunen der Forscher heraus, dass der Mangel an Traumschlaf bei den mit Antidepressiva behandelten Probanden die Gedächtnisbildung nicht beeinträchtigte.

Die Männer hätten im Gegenteil in einem der motorischen Tests, bei dem sie eine Art Klavierlauf lernen mussten, sogar besser abgeschnitten als diejenigen, die ein Placebo erhalten hatten.
Widersprüchliche Wirkung?
Allerdings könnte es nach Angaben der Universität Basel sein, dass einige neurobiologische Prozesse, die normalerweise zusammen mit dem REM-Schlaf auftreten, durch Antidepressiva nicht unterdrückt oder sogar verstärkt werden und so weiter die Gedächtnisbildung verbessern.

[science.ORF.at/APA/AP, 6.10.08]
->   Björn Rasch
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01.01.2010