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Genome von zwei Malaria-Erregern entziffert  
  40 Prozent der Weltbevölkerung leben in "Malaria-Regionen", 515 Millionen Mal erkranken Menschen pro Jahr an dieser Seuche. Auf der Suche nach wirksamen Medikamenten bzw. Impfungen brauchen Mediziner auch Informationen zum Erbgut des Malaria-Erregers und seine darin angelegten Infektionsstrategien. Das Genom des "Haupterregers" Plasmodium falciparum wurde bereits 2002 entziffert, nun legen Forscher die Erbgut-Information zweier weiterer Malaria-Auslöser vor.  
Plasmodium vivax ist immerhin für rund ein Viertel der weltweiten Malaria-Fälle - vor allem jene außerhalb von Afrika - verantwortlich, Plasmodium knowlesi wurde erst vor kurzem in dem Sinn entdeckt, als man ihn bisher dem Haupterreger zurechnete. Er zeichnet sich aber durch eine besonders gefinkelte Tarnungsstrategie aus, berichten mehrere internationale Forscherteams.
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Zum Thema "Malaria" finden sich in der "Nature"-Ausgabe vom 9. Oktober 2008 mehrere Beiträge: In je einer Studie mit zahlreichen Autoren werden die Erkenntnisse zu den Genomen von Plasmodium vivax und Plasmodium knowlesi dargestellt, zusätzlich schreibt Elisabeth Ann Winzeler vom Scripps Research Institute in La Jolla (Kalifornien) über "Malaria research in the post-genomic era".
->   Malaria-Schwerpunkt in "Nature"
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Alle werden durch Mückenstich übertragen
Eines haben alle bisher bekannten Malaria-Erreger gemeinsam: Sie werden durch den Stich der Anopheles-Mücke übertragen.

Ansonsten unterschieden sich die vier bisher bekannten Erreger, die alle den Übertitel Plasmodium tragen, aber doch deutlich.
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Der Haupterreger
Plasmodium falciparum ist nicht nur der Haupterreger, sondern auch der gefährlichste: Er ist für die meisten Malaria-Toten verantwortlich, besonders bei Kindern unter fünf Jahren. Eine durch Plasmodium falciparum ausgelöste Malaria zeichnet sich nicht nur durch hohes Fieber und Anämie aus, auch neurologische Schäden, an denen ein Kind sein Leben lang laboriert, können die Folge sein.
->   Malaria: Erreger und Überträger genetisch entschlüsselt (2.10.02)
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Plasmodium vivax: Gefährlicher "Schläfer"
Plasmodium vivax, für rund ein Viertel aller Malaria-Fälle verantwortlich, verhält sich lange Zeit "schlafend". Der vor allem in Asien und Südamerika verbreitete Erreger verharrt in der Leber des Betroffenen, der keine Anzeichen einer Erkrankung verspürt - bis es Monate oder sogar Jahre später zum Ausbruch kommt. Dann, so schreiben die Forscher, kann es zu schweren Erkrankungen kommen, die - eben weil niemand mehr an eine Malaria-Infektion denkt - auch zum Tod führen können.

Die Wissenschaftler berichten nun davon, dass sie 150 Gene, die nur Plasmodium vivax aufweist, identifizieren konnten. Sie hoffen nun, mit dieser Information die Frage klären zu können, wie der Erreger in noch unreife rote Blutkörperchen eindringt und sich schlafend stellt. Darin könnte auch ein Schlüssel zur Entwicklung eines gegen diesen speziellen Erreger wirksamen Medikaments liegen.
Molekulare Mimikry
Wirksame Gegenmittel zu finden, ist nach wie vor die große Herausforderung in der Malaria-Forschung. Das sei auch kein Wunder, schließlich scheint jeder Erreger über eine andere Strategie zu verfügen, sich in den Körper einzuschleusen.

Plasmodium knowlesi, eine bisher eher selten in Südostasien beobachtete "Untergruppe", wurde seine Strategie im Rahmen der nun publizierten Genom-Entzifferung "entlockt": Die Forscher fanden mehrere Gene, die ganz ähnliche Signaturen aufweisen wie Gene im Körper des Menschen, die für die Regulierung des Immunsystems zuständig sind.

"Eine dramatische Form von molekularer Mimikry" nennen das die Studienautoren und sehen in der Nachbildung körpereigener Gene das Erfolgsrezept dieses speziellen Erregers.
Medikamente verlieren an Wirkung
Die Molekularbiologin Elizabeth Ann Winzeler betont in ihrem begleitenden Kommentar, dass neue Ansätze zur Bekämpfung von Malaria dringend benötigt werden. Der Erreger werde gegen immer mehr Medikamente resistent.

Auch Artemisinin, ein Pflanzenstoff, der bisher sehr gute Ergebnisse im Kampf gegen Malaria gezeigt habe, verliere an Wirkung.
->   Artemisia: Das Malariamedikament aus dem Garten
Neue Ansatzpunkte durch Gen-Information?
Die Entwicklung von Impfungen gegen Malaria sei aufgrund der hohen Flexibilität des Erregers extrem teuer, so Winzeler.

Informationen über das Erbgut könnten endlich einen Ansatzpunkt für effiziente Medikamente liefern - ob dem so ist, müssen allerdings die Studien der nächsten Jahre zeigen, die auf Basis der nun veröffentlichten Genome durchgeführt werden können.

Elke Ziegler, science.ORF.at, 9.10.08
->   Global Malaria Action Plan der WHO
->   Forschungsgruppe von Elizabeth Ann Winzeler
->   Das Stichwort "Malaria" im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010