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Rauchen könnte Multiple Sklerose fördern  
  Über die Gründe ist man sich noch nicht im Klaren, aber womöglich fördert das Rauchen den Fortschritt der Multiplen Sklerose (MS), einer chronisch entzündlichen Erkrankung des Nervensystems.  
Wie der Neurologe Thomas Berger von der Universitätsklinik Innsbruck bei einer MS-Tagung der Pharmafirma Biogen Idec in Dubrovnik berichtete, würde schon eine geringe Menge von fünf Zigaretten pro Tag für eine Verschlechterung ausreichen.
Antikörper beteiligt?
"Die Frage ist aber, warum das so ist", sagte Berger. Bei einer wissenschaftlichen Arbeit über rheumatische Arthritis dürfte man der Sache schon ein wenig näher gekommen sein. "Raucher haben eine bestimmte Form von Antikörpern", so der Neurologe über mögliche Gründe. Damit sei ein Zusammenhang zwischen Umwelt- und immunologischen Faktoren festgestellt worden.

Auch eine Dissertantin Bergers stieß bei ihrer Arbeit auf das Phänomen. Die Wissenschaftlerin untersuchte Erstschub-Patienten. Zwei Drittel der rauchenden MS-Patienten bekamen schneller einen zweiten Schub. Und genau diese weiteren Schübe sollen verhindert werden, eine frühe Diagnose bietet den Betroffenen mehr Lebensqualität.
Defekte Isolierschicht
Die Schübe basieren auf Entzündungsreaktionen im Zentralnervensystem (Gehirn, Rückenmark), bei denen aggressive Immunzellen die "Isolierschicht" der Nervenzellfortsätze schädigen und sozusagen zu "Kurzschlüssen" führen. Nach etwa einem Dutzend Jahren Krankheit kann das bereits zu einer Invalidität führen, bei der die Betroffenen auf den Rollstuhl angewiesen sind.

Somit sei Rauchen ein Risikofaktor, den man bei MS modifizieren könne. Denn Ernährung etwa habe kaum einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. "Wir können den Patienten sagen, dass wir den Verlauf ihrer Krankheit verändern können, falls sie zu rauchen aufhören", sagte Berger.

Berger und sein Team konnten im Sommer 2003 in der US-Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" belegen, dass das Vorhandensein von MOG- bzw. MBP-Antikörpern im Blutserum zu einer hohen Wahrscheinlichkeit mit einem Fortschreiten in Richtung einer echten MS verbunden ist. Diese Antikörper sind offenbar Teil der krankhaften Reaktion des Immunsystems auf jene körpereigenen Myelin-Proteine, die die Isolierschicht der Nervenzellfortsätze bilden.

[science.ORF.at/APA, 16.10.08]
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01.01.2010