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Bergsteigen: Sauerstoffmangel kann Gehirn schädigen  
  Bergsteiger, die auch vor den höchsten Gipfeln nicht halt machen, könnten dadurch ihr Gehirn schädigen. Italienische Forscher haben Veränderungen in der Durchblutung des Gehirngewebes festgestellt, was höchstwahrscheinlich auf den Sauerstoffmangel in großen Höhen zurückzuführen ist.  
Rein äußerlich konnte man aber keine Veränderungen am Verhalten der Sportler beobachten, schreiben Margherita Di Paola von der IRCCS Santa Lucia Foundation in Rom und ihre Kollegen.
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Die Studie "Reduced oxygen due to high-altitude exposure relates to atrophy in motor-function brain areas" ist im Oktober 2008 im "European Journal of Neurology" (Band 15, Heft 10, DOI:10.1111/j.1468-1331.2008.02243.x) erschienen.
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Sauerstoffmangel - Effekt auf Gehirn?
Am Gipfel des Mount Everest, dem höchsten Berg der Erde, beträgt der Sauerstoffgehalt der Luft nur ein Drittel jenes auf Ebene des Meeresspiegels. Die italienischen Neurologen wollten herausfinden, ob dieser deutliche Unterschied seine Spuren im Gehirn hinterlässt.

Sie machten insgesamt neun Extrembergsteiger ausfindig, die alle ohne Verwendung von zusätzlichem Sauerstoff den Mount Everest bestiegen: Drei schafften es auf eine Höhe von 8.000 Metern, der Rest stieg immerhin 7.500 Meter hoch.
Dichte und Volumen bestimmter Teile nahmen ab
Die Gehirne der Sportler wurden vor ihrer Expedition durch funktionelle Magnetresonanztomographie durchleuchtet und acht Wochen nach der Rückkehr abermals gescannt.

Es zeigte sich, dass sowohl Dichte als auch Volumen des Gehirngewebes in zwei Regionen abgenommen haben: der Pyramidenbahn, einer der wichtigsten Nervenbahnen im Gehirn, und im Gyrus angularis, einem Hirnareal, das verschiedene Sinneswahrnehmungen verknüpft.
Kleine Verletzungen
Zwar könne man an den Sportlern keine Verhaltensveränderungen feststellen, die mit den neurologischen Verschiebungen in Zusammenhang stehen, so Studienleiterin Di Paolo zur britischen BBC.

Dennoch sei aber davon auszugehen, dass das Gehirn durch wiederholten "Sauerstoffentzug" in großen Höhen kleine Verletzungen davontrage, die sich langfristig auf das Leistungsvermögen auswirken.
Regelmäßige Tests
Und ihr Kollege Mike Grocott vom University College London ergänzt auf Anfrage der BBC: "Extrem-Bergsteiger sollten regelmäßig ihre Gehirnfunktionen überprüfen lassen. Denn so wie Fußballern zu viele Kopfbälle auf Dauer nicht gut tun, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch Bergsteigen in großen Höhen zu Langzeitschäden im Gehirn führt."

[science.ORF.at, 20.10.08]
->   Margherita Di Paola
->   Everest-Forschungsprojekt von Mike Grocott
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01.01.2010