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Finger-Röntgen mit einer Kleberolle  
  Löst sich Klebeband von der Rolle, wird Ladung frei - nicht nur durch winzige Lichtblitze, sondern sogar durch Strahlung im Röntgenbereich. "Bewiesen" wurde das durch eine Röntgenaufnahme eines Daumens.  
"Reibungslicht"
 
Bild: Carlos Camara and Juan Escobar

Das Phänomen kennt man schon länger: Wenn man die Post im Dunklen öffnet oder mit einem Hammer auf Zuckerkristalle schlägt, entstehen kleine Lichtblitze, weil ein Teil der mechanischen Energie als elektromagnetische Strahlung abgegeben wird. Tribolumineszenz oder "Reibungslicht" wird diese Erscheinung genannt.

Physiker um Seth Putterman von der Universität Kalifornien in Los Angeles wollten die Tribolumineszenz mit Hilfe eines Klebebands genauer erforschen, wie sie in "Nature" (Band 455, S. 1089-1092, DOI: 10.1038/nature07378) berichten. Denn auch Tesa, Tixo und Co. produzieren beim Ablösen Licht - nicht nur sichtbares (siehe Bild oben), sondern beinahe über das gesamte elektromagnetische Spektrum.
->   Video zum Versuch
Bremsstrahlung im Röntgenbereich
Die Physiker bauten eine Maschine, die mit Hilfe eines kleinen Motors das Klebeband in einer vorgegebenen Geschwindigkeit ablöst. Rund herum befinden sich Dedektoren, die die abgestrahlten Teilchen auffangen und vermessen.

Die Untersuchungen der Forscher bestätigten schon bestehende Theorien zur Tribolumineszenz: Elektronen, die sich beim Abrollen des Klebebandes lösen, fliegen von der negativ geladenen Rollenoberfläche zum positiv geladenen Filmstreifen.

"Landen" sie am Filmstreifen, müssen sie ihre überschüssige Energie abgeben und tun das in Form von Bremsstrahlung im Röntgenbereich. Warum genau die Elektronen plötzlich freigesetzt werden, bleibt aber auch nach den Versuchen von Putterman und Kollegen ungeklärt.
Daumenröntgen durch Kleberollen-Strahlung
 
Bild: Carlos Camara, Juan Escobar und Seth Putterman

Dass es sich bei der abgegebenen Strahlung tatsächlich um Röntgenstrahlen handelt, konnten die Physiker mit einem kleinen Versuch nachweisen: Sie durchleuchteten mit der von einer Rolle Klebeband ausgesandten Strahlung einen Daumen (siehe Bild oben).

[science.ORF.at, 23.10.08]
->   Seth Putterman
 
 
 
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01.01.2010