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Uni Wien: Kultusgemeinde gegen Khatami-Vortrag  
  Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) hat am Freitag einen offenen Brief an die Universität Wien gerichtet, in dem sie sich "befremdet" über die Einladung des früheren iranischen Präsidenten Mohammed Khatami zeigt.  
Khatami wird am Montag an der Universität einen Vortrag im Rahmen der Vorlesungsreihe "Weltethos und Recht" halten.

"Khatami ist Vertreter eines Regimes, das nicht nur den Holocaust relativiert, sondern auch atomar aufrüstet und Vernichtungsdrohungen gegen den Staat Israel ausstößt, in dem sich 41 Prozent der jüdischen Weltbevölkerung befinden", so Raimund Fastenbauer, Generalsekretär der IKG.
Erbe des Nationalsozialismus
Mit großer Genugtuung habe die IKG in letzter Zeit die Aktivitäten der Universität Wien hinsichtlich der Aufarbeitung der moralischen Defizite der österreichischen Gesellschaft in ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus und der jüdischen Gemeinde - etwa hinsichtlich der noch offenen Frage der Sanierung der jüdischen Friedhöfe - zur Kenntnis genommen.

Da der Iran aber ganz offen "dem Antisemitismus frönt", sei die IKG "befremdet" über die Einladung Khatamis, heißt es in dem Brief an Rektor Georg Winckler weiter.
Ehemaliger Hoffnungsträger
Als Mohammad Khatami 1997 zum fünften Präsident der Islamischen Republik Iran gewählt wurde, galt er im Westen als Hoffnungsträger der Reformbewegung aus dem gemäßigten Lager. Doch der gute Wille, Reformen umzusetzen, scheiterte oft am politischen System der Islamischen Republik, in dem der oberste geistliche Führer Ayatollah Ali Khamenei das letzte Wort hat.

Der "Wächterrat" billigt alle vom Parlament beschlossenen Gesetze auf ihre Vereinbarkeit mit dem islamischen Recht und schließt regelmäßig Kandidaten des gemäßigten Lagers von der Wahl aus.
Von Ahmadinejad abgelöst
Im Jahr 2005 wurde Khatami als Präsident von dem Hardliner Mahmoud Ahmadinejad abgelöst. Unter dessen Präsidentschaft geriet der Iran mehr und mehr in die internationale Isolation.

Die Reformkräfte im Land sehen Khatami (65) als Hoffnungsträger für einen Neubeginn nach der Wahl im Juni 2009. Er selbst hat sich aber noch nicht auf eine etwaige Kandidatur festgelegt.

[science.ORF.at/APA, 24.10.08]
 
 
 
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01.01.2010