News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Schon König Salomon ließ Kupfer abbauen  
  Salomon war laut Bibel der Sohn Davids und dritter Herrscher des Königreich Israels. Die historische Wahrheit hinter seiner Existenz und seinem Wirken ist wie bei anderen biblischen Figuren und Erzählungen umstritten. Funde einer antiken Kupfermine in Jordanien könnten nun neue Indizien liefern. Diese lassen sich auf das zehnte Jahrhundert vor Christus datieren, was der biblischen Herrschaftszeit Davids und Salomons entspricht, die demnach tatsächlich die dortige Kupferindustrie kontrolliert haben könnten.  
Mit Hilfe modernster Untersuchungsmethoden haben die Forscher die Ausgrabungen aus dem Jahr 2006 exakt datiert. Die Fundstücke belegen, dass der Höhepunkt der Kupferverarbeitung ganze drei Jahrzehnte früher gewesen sein muss als bisher angenommen.
...
Die Studie "High-precision radiocarbon dating and historical biblical archaeology in southern Jordan" von Thomas E.Levy et al. ist in der aktuellen Ausgabe der "Proceedings of the National Academy of Sciences" (Bd. 105, 27. Oktober 2008, DOI: 10.1073/pnas.0804950105) erschienen.
->   Studie
...
Auf der Suche nach Salomons Kupferminen
2006 hat ein internationales Team von Archäologen rund um Thomas Levy von der University of California in San Diego in Khirbat en-Nahas unter einer mehr als sechs Meter dicken Schlammschicht eine antike Kupfermine ausgegraben. Khirbat en-Nahas bedeutet auf Arabisch soviel wie "Ruinen des Kupfers". Der Ort liegt im kargen und trockenen Flachland Jordaniens, südlich des Toten Meeres. Laut Altem Testament befand sich hier das Reich der Edomiten.

Schon in den 1930 Jahren machten sich Archäologen sozusagen mit der Bibel in der Hand auf die Suche nach historischen Belegen für die dort berichteten Umstände, einer von ihnen - der US-Amerikaner Nelson Glueck - war sogar sicher, König Salomons Kupferminen in Edom gefunden zu haben.

Diese Annahme wurde laut dem Autor der aktuellen Studie aber mehrmals widerlegt. Danach herrschte wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Bibel im fünften Jahrhundert vor Christus stark bearbeitet wurde und deswegen gar nicht die historischen Realitäten abbilden kann. Außerdem dachte man, dass die Eisenzeit frühestens im siebten Jahrhundert vor Christus nach Edom kam.
Großflächige Mine freigelegt
 
Bild: T. E. Levy

Eine der ausgegrabenen Kupferminen in Khirbat en-Nahas

Levys Team hat nun die erste großflächige, systematische Grabung mit besonderem Augenmerk auf die Metallproduktion durchgeführt. Die Grabungsstätte in Khirbat en-Nahas besteht aus 100 alten Gebäuden inklusive einer Festung, sie erstreckt sich über beinahe 100.000 Quadratmeter, die von zahlreichen Minen durchzogen sind. Die Größe spricht laut den Forschern für eine Produktion in industriellen Dimensionen.

Das Archäologenteam verwendete eine exakte Radiocarbon-Datierungsmethode für Dattelsamen, Stücke von Tamariskengewächsen und andere Hölzer, die als Brennmaterial beim Schmelzen verwendet wurden.
Zusätzliche Untersuchungsmethoden
Zusätzliche Belege lieferten alte ägyptische Artefakte, die sich in einer Schicht befanden, die mit einem abrupten Ende der Produktion am Ende des zehnten Jahrhunderts in Zusammenhang gebracht wird, als Khirbat en-Nahas nach Salomons Tod vermutlich unter den Einfluss ägyptischer Militärs geraten ist.

Um ein schlüssiges Bild zu zeichnen, verwendeten die Forscher auch modernes elektronisches Werkzeug, wie etwa eine digitale Rekonstruktion der gesamten Anlage.
3D-Rekonstruktion der Anlage
 
Bild: Pinar Istek, UC San Diego-Calit2

3D Virtual Reality Simulation der Kupfermine
Bibelerzählungen als archäologisches Hilfsmittel
Die Ergebnisse legen laut Levy nahe, dass es bereits im neunten und zehnten Jahrhundert vor Christus komplexe Gesellschaften in dieser Region gab, was der Debatte über die historische Wahrheit der Bibelerzählungen neue Belege liefern könnte.

Er räumt zwar ein, dass man natürlich nicht alles in alten religiösen Erzählungen für bare Münze nehmen dürfe, aber für die historische Archäologie könnten derartige Quellen trotzdem von Nutzen sein.

[science.ORF.at, 28.10.08]
->   Thomas E. Levy, University of California
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Jordanien: 5.000 Jahre alte Fundstücke ausgegraben (17.7.08)
->   Archäologen: Älteste Kirche der Welt entdeckt (9.6.08)
->   Biblischer Tunnel in Jerusalem wissenschaftlich datiert (11.9.03)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010