News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Ältere Forscher publizieren mehr  
  Alter mag vielleicht nicht vor Dummheit schützen - vor professionellem Fleiß allerdings auch nicht. Wie eine Studie zeigt, publizieren ältere Wissenschaftler mehr als ihre jüngeren Kollegen.  
NIH-Forscher werden älter
Der kanadische Wissenschaftshistoriker Yves Gingras wurde auf den Zusammenhang zwischen Alter und wissenschaftlicher Produktivität durch eine einfache Beobachtung aufmerksam: Ihm war aufgefallen, dass die Erstempfänger von Forschungsgeldern der US- National Institutes of Health in den letzten Jahrzehnten sukzessive älter geworden sind.

Lag das Durchschnittsalter 1970 noch bei 34 Jahren, betrug es 2004 bereits 42. Um der Sache auf den Grund zu gehen, durchforstete er mit drei Kollegen von der University of Quebec in Montreal die Publikationsdaten von 13.680 Wissenschaftlern.
Kanadische Publikationsstatistik
Das Ergebnis der auf dem Preprintserver "arXiv" (0810.4292v1) veröffentlichten Analyse: Die Zahl der jährlichen Publikationen steigt zu Beginn der selbständigen Forschungstätigkeit (Ende 20 bis Anfang 30) rasant an. Aber die Kurve orientiert sich auch später weiterhin nach oben, 40- bis 50-Jährige sind demnach noch produktiver als ihre jüngeren Kollegen.

Nicht uninteressant sind auch einige Detailergebnisse: Der sogenannte Impactfaktor (eine umstrittene Maßzahl für das "Ansehen" von Fachjournalen) fällt während der jugendlichen Sturm- und Drang-Phase ab, in späteren Jahren steigt er hingegen kontinuierlich an. Diese Trends gelten sowohl für Natur- als auch Geisteswissenschaften.
"Impact ist nicht Originalität"
Wolfgang Glänzel von "Steunpunt O&O Indicatoren", einem Universitätskonsortium zur Erstellung von Forschungsindikatoren, meint gegenüber dem Newsdienst von "Nature", es handle sich bei der Studie um die größte ihrer Art. Allerdings gebe es mögliche methodische Lücken: Beispielsweise wäre es interessant zu wissen, wer wann wie viele Überblicksartikel ("Reviews") publiziert habe. Außerdem dürfe man nicht den Einfluss von Studenten auf den Publikationsoutput ihrer älteren Kollegen vernachlässigen.

Anthony van Raan von der Universität Leiden merkt an: "Impact ist nicht das Gleiche wie Originalität." Dennoch könne man die Studie als Gegenargument zu der in Europa gängigen Praxis verwenden, Forscher ab einem gewissen Alter verpflichtend in Pension zu schicken. "Es ist besser sie weiterarbeiten zu lassen. Sie können sehr produktiv sein."

[science.ORF.at, 29.10.08]
->   Yves Gingras
->   Wolfgang Glänzel
->   Anthony van Raan
->   Nature News
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010