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Die Ursachen der "Hamburger-Krankheit"  
  Forscher haben herausgefunden, warum gerade Fleischkonsum häufig zu Lebensmittelvergiftungen führt. In rotem Fleisch sind Moleküle enthalten, die Keimen erst den Zutritt zu unseren Körperzellen verschaffen.  
Harmlose und infektiöse Colibakterien
Escherichia coli, der Mikrobiologen liebstes "Haustier", ist an sich ein harmloses Bakterium, das u.a. in unserem Darm lebt. Es gibt allerdings einige Stämme, die äußerst schwerwiegende Infektionen auslösen.

Das betrifft beispielsweise die E.-coli-Variante namens STEC: Sie führt zu Durchfallerkrankungen, die im schlimmsten Fall sogar tödlich verlaufen. "Hamburger-Krankheit" nennt man solche Vergiftungen bisweilen, weil die STEC-Stämme (neben Milchprodukten) vor allem in rotem, nicht vollständig gegartem Fleisch vorkommen.
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Australische und US-amerikanische Forscher haben nun herausgefunden, wie die Bakterien es schaffen, unsere Darmschleimhaut zu infizieren. Wie das Team um Emma Byres von der Monash University in "Nature" (10.1038/nature07428) berichtet, enthält der Giftstoff der Bakterien einen Proteinschlüssel, mit dem er an ein Zuckermolekül namens "Neu5Gc" an der Oberfläche seiner Zielzellen andockt.

An sich besitzt unser Körper eine recht simple Abwehrmethode gegen diesen Mechanismus. Unsere Vorfahren haben vor rund zwei Millionen Jahren jene Gene verloren, die Neu5Gc herstellen - möglicherweise weil zu dieser Zeit eine Affen-Variante von Malaria auch den Menschen gefährlich wurde. Jedenfalls sollte man meinen, dass die schädlichen Coli-Bakterien aufgrund des Genverlusts ausgesperrt bleiben.

Wie die medizinische Praxis lehrt, können sie diesen Abwehrriegel jedoch umgehen, und zwar über die Ernährung: Im roten Fleisch sind nämlich neben Bakterien auch jede Menge Neu5Gc-Moleküle enthalten. Darm- und Nierenzellen inkorporieren offenbar den Zucker, präsentieren ihn an ihrer Oberfläche - und öffnen damit pathogenen Keimen Tür und Tor.

Robert Czepel, science.ORF.at, 30.10.08
->   Monash University
->   Escherichia coli - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010