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Forscher: Schlangenbisse als vernachlässigte Gefahr  
  Mindestens 421.000 Menschen vergiften sich vorsichtigen Schätzungen zufolge pro Jahr durch Schlangenbisse, etwa 20.000 Menschen sterben daran. Die tatsächliche Zahl könnte aber auch deutlich höher sein.  
Fehlende Informationen aus jenen Ländern, in denen die meisten Unfälle mit Schlangen passieren, machen die Schätzung sehr unsicher, berichten Forscher um Janaka de Silva von der University of Kelaniya (Ragama/Sri Lanka).
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Die Studie "The Global Burden of Snakebite: A Literature Analysis and Modelling Based on Regional Estimates of Envenoming and Deaths" wurde nach einer umfassenden Auswertung zahlreicher Datenquellen im Open-Access-Journal "PLoS Medicine" veröffentlicht (5(11): e218, doi:10.1371/journal.pmed.0050218).
->   Zur Studie
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Verlässliche Angaben schwer zu bekommen
Ein Großteil der Unfälle geschehe in Süd- und Südostasien, sowie in Afrika südlich der Sahara. Indien ist den Angaben zufolge das Land mit den meisten Schlangenbissen. Verlässliche Angaben zur Häufigkeit von Schlangenbissen und zur Zahl der Todesfälle sind allerdings derzeit schwer zu bekommen.

Viele Länder besitzen keine oder nur unzuverlässige Melderegister und wissenschaftliche Studien zum Thema sind rar. Zudem tauchen viele Bissopfer nie in einem Krankenhaus oder einer Arztpraxis auf, da die medizinische Infrastruktur in ländlichen Bereichen oft fehlt oder die Betroffenen lieber auf traditionelle Heilversuche zurückgreifen.
Kombination mehrerer Quellen
Um die Situation künftig besser beurteilen zu können, durchsuchten die Forscher die Fachliteratur, werteten eine länderspezifische Datenbasis der Vereinten Nationen zu tödlichen Schlangenbissen aus und nahmen zudem Kontakt zu nationalen Gesundheitsbehörden, Giftzentralen und Schlangenexperten auf.

Für Länder, aus denen keine Informationen zu bekommen waren, ermittelten die Wissenschaftler einen Schätzwert anhand der Angaben aus benachbarten Ländern.
Große Bandbreite
Die so ermittelten Zahlen von 421.000 Vergiftungs- und 20.000 Todesfällen seien Mindestangaben, betonten die Wissenschaftler. Nach einer etwas weniger zurückhaltenden Berechnung kommen sie auf eine Zahl von mehr als 1,8 Millionen Vergiftungen und 94.000 Todesfällen weltweit.

Schlangenbisse allgemein kämen weltweit noch sehr viel häufiger vor, zwischen 1,2 und 5,5 Millionen Mal, denn nur etwa jeder vierte Biss führe auch zu einer Vergiftung.

[science.ORF.at/APA/dpa, 4.11.08]
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01.01.2010