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HI-Virus durch Knochenmarkspende verschwunden  
  Einem Mann, der sowohl das HI-Virus in sich trägt als auch an Leukämie erkrankt ist, wurde in Berlin Knochenmark transplantiert, dessen blutbildende Stammzellen eine spezielle Mutation aufwiesen. Das Ergebnis: Seit knapp zwei Jahren kann die HI-Infektion nicht mehr nachgewiesen werden.  
Mehrere günstige Zufälle
Das Universitätsklinikum Charité bremste nach ersten Medienberichten am Mittwoch aber Hoffnungen auf eine neue HIV-Therapie.

"Das ist ein herausragender Erfolg für die Wissenschaft. Es ist aber viel zu früh, über Therapiemöglichkeiten zu sprechen", sagte Charite-Mediziner Rudolf Tauber bei einer Pressekonferenz. Bei dem Patienten seien mehrere günstige Zufälle zusammengekommen.
Besonderen Knochenmarkspender gesucht
Stolz sind die Charité-Mediziner dennoch auf ihre überraschende Entdeckung. Ursprünglich hatten sie vor drei Jahren einen 39-jährigen Mann in die Klinik aufgenommen, der an Blutkrebs (Leukämie) litt. Erst bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass er gleichzeitig schon länger eine HIV-Infektion hatte, die ebenfalls behandelt werden musste.

Um beide Krankheiten gleichzeitig zu bekämpfen, suchten die Ärzte nach einem besonderen Knochenmarkspender: Er sollte gegen das HI-Virus immun sein.
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Immun gegen HI-Virus
Menschen, die die Mutation Delta 32 auf dem Rezeptor CCR5 aufweisen, sind gegen eine Übertragung des HI-Virus geschützt. Bei ihnen blockiert das veränderte Gen wie ein Torwart die Zellen, das Virus bleibt ausgesperrt. Diese Genmutation tritt bei etwa einem bis drei Prozent der europäischen Bevölkerung auf.
->   "Nature"-Publikation zum Thema
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Glück im Unglück
Der schwerkranke Patient - ein US-Amerikaner, der in Berlin lebt - hatte Glück im Unglück. Für ihn kamen insgesamt 80 Knochenmarkspender infrage. Normalerweise sind es bei Leukämie-Fällen weniger als fünf.

Der 60. genau untersuchte Spender verfügte dann auch noch über den passenden genetischen "Torwart", der das HI-Virus in Schach halten kann.
Trickreiches Virus
Durch die Stammzell-Transplantation hat der Patient inzwischen nicht nur seine Leukämie bekämpft. Seit rund 20 Monaten ist zur Freude und Überraschung der Ärzte auch das Aids-Virus nicht mehr nachweisbar.

"Wir haben nicht nur das Blut untersucht, sondern auch Organe und das Zentrale Nervensystem", erläuterte Charité-Arzt Gero Hütter. Hütter will dennoch nicht davon sprechen, dass der Erreger ganz aus dem Körper verschwunden ist.

"Dieses Virus ist zu trickreich", sagte er. Es könnte sich gut verstecken, außerdem sei auch eine Mutation, die den "Torwart" vor den Körperzellen austrickse, denkbar.
Augenmerk auf "Torwart"-Prinzip
Selbst nach fünf Jahren ohne HIV-Nachweis würden die Ärzte bei ihrem Patienten nicht von Heilung reden. Dafür sei der Fall zu einmalig, sagten sie. Für andere HIV-Patienten sei das Verfahren nicht geeignet, betonte Hütter. Allein die Stammzell-Transplantation sei mit einem zu hohen Risiko belastet.

Der Berliner Patient bleibt eine Ausnahme-Erscheinung. Der nun bekannt gegebene Erfolg kann aber Molekularbiologen motivieren, ihr Augenmerk weiter auf das "Torwart"-Prinzip zu lenken.

[science.ORF.at/dpa, 13.11.08]
->   Berliner Charite
->   Das Stichwort HIV im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010