News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 
Erste direkte Aufnahmen ferner Planeten  
  Es sind nur winzige Pünktchen auf nachbearbeiteten Bildern, aber sie markieren vermutlich wissenschaftliche Meilensteine: Zwei Teams von Astronomen haben die ersten direkten Aufnahmen ferner Planetensysteme vorgelegt.  
Der Gruppe um Christian Marois vom kanadischen Forschungsrat ist es gelungen, erstmals ein System mehrerer Planeten bei einem anderen Stern abzulichten. Gleich drei sogenannte Exoplaneten fanden sie auf ihrer Infrarot-Aufnahme bei der 130 Lichtjahre entfernten Sonne HR 8799 im Sternbild Pegasus.

Und mit dem "Hubble"-Weltraumteleskop schossen Astronomen um Paul Kalas von der Universität von Kalifornien das nach ihren Angaben erste Foto eines Exoplaneten im sichtbaren Licht.
...
Die entsprechenden Studien "Direct Imaging of Multiple Planets Orbiting the Star HR 8799" (doi 10.1126/science.1166585) und "Optical Images of an Exosolar Planet 25 Light Years from Earth" (doi: 10.1126/science.1166609) sind am 13.11.08 online in "Science" erschienen.
->   Science
...
Umkreist das "Maul des Fischs"
 
Bild: Paul Kalas, Universit¿et von Kalifornien

Die aktuelle Aufnahme des Exoplaneten (Paul Kalas)

Der Exoplanet begleitet den 25 Lichtjahre entfernten Stern Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch und ist den Berechnungen zufolge etwa dreimal so massereich wie der größte Planet unseres eigenen Systems, des Jupiters.

Er umläuft seinen Stern alle 872 Jahre in mehr als 100 Mal größerer Entfernung als die Erde die Sonne. Astronomen hatten seit langem einen Planeten bei Fomalhaut vermutet, aber erst jetzt ließ sich der Trabant nachweisen.

Für die komplizierte Beobachtung mussten die Astronomen das hundert Millionen Mal hellere Licht von Fomalhaut (arabisch für "Maul des Fischs") ausblenden, das den schwach schimmernden Planeten gewöhnlich überstrahlt.
->   Fomalhaut (NASA)
Vermutlich umgeben von riesigem Staubring
Es ist nicht das erste Foto eines fernen Planeten, aber nach Angaben der Astronomen das erste im sichtbaren Licht.

Es sind keinerlei Details des Exoplaneten auf dem Bild zu erkennen, die Forscher vermuten jedoch, dass er von einem gigantischen Staubring umgeben ist, größer noch als der majestätische Ring des Saturns in unserem Sonnensystem.

Denn der Exoplanet bei Fomalhaut erscheint heller, als er bei seiner berechneten Masse sein dürfte.
Stern brennt rascher aus als unsere Sonne
Bild: Paul Kalas, Universitaet von Kalifornien
Stern Fomalhaut mit Scheibe
aus Staub und Gestein (Hubble 2004)
Chancen für Leben dürfte es im Fomalhaut-System kaum geben: Der Stern verbraucht seinen Brennstoff so rasch, dass er schon in etwa einer Milliarde Jahren ausgebrannt sein wird.

"Das bedeutet, dass es wenig Gelegenheit für die Entwicklung fortgeschrittenen Lebens auf irgendeinem bewohnbaren Planeten gibt, den dieser Stern vielleicht besitzt", erläuterte das europäische "Hubble"-Zentrum in Garching bei München.

Bis zur Entstehung des Menschen waren auf der Erde mehr als vier Milliarden Jahre nötig.
Exoplaneten im Triplepack - und in Infrarot
 
Bild: Kanadischer Forschungsrat

Die drei roten Punkte sind die Planeten

Wie der Fomalhaut-Trabant sind auch die drei nun entdeckten Begleiter des Sterns HR 8799 deutlich größer als alle Planeten in unserem System. Sie besitzen sieben- bis zehnmal soviel Masse wie der Jupiter.

Die erst 60 Millionen Jahre alten Planeten sind selbst noch so heiß, dass sie im Infrarotlicht strahlen. Es ist nicht die erste Entdeckung eines Systems aus mehreren Planeten bei einem anderen Stern, aber nach Angaben der Astronomen das erste Mal, dass ein solches System direkt abgelichtet werden konnte.

"Wir haben seit acht Jahren versucht, Planeten abzubilden - ohne Erfolg", erläuterte Bruce Macintosh aus dem Entdeckerteam. "Endlich haben wir ein echtes Bild eines ganzen Systems. Das ist ein Meilenstein in der Suche und der Einordnung von Planetensystemen."
...
In dem Video sieht man einen Vergleich zwischen dem HR 8799-Planetensystem und dem Sonnensystem in der Milchstraße. (Credit: 2MASS/UMass/IPAC-Caltech/NASA/NSF)
->   Video
...
Bereits 300 Planeten jenseits des Sonnensystems
Insgesamt sind mit verschiedenen Methoden bereits mehr als 300 Exoplaneten entdeckt worden. Die meisten verrieten sich indirekt über ihre Schwerkraft, mit der sie an ihren Heimatsternen zerren und diese zu einem leichten regelmäßigen Wackeln bringen, das sich von der Erde aus beobachten lässt.

"Wenn Astronomen bislang neue Planeten bei einem Stern entdeckt haben, haben wir bislang nur Schlängellinien auf einem Diagramm der Geschwindigkeit oder Helligkeit des Sterns gesehen", betonte Macintosh.

"Jetzt haben wir ein echtes Bild, das die Planeten selbst zeigt, und das macht die Sache sehr interessant."

Till Mundzeck, dpa
science.ORF.at, 13.11.08
->   Paul Kalas, Universität Berkeley
->   Kanadischer Forschungsrat
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Kosmischer "Tacho" spürt Exoplaneten auf
->   Bisher kleinster Exoplanet entdeckt
->   Wasser auf extrasolarem Planeten entdeckt
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010