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Vorbeugende AIDS-Pille: Fort- oder Rückschritt?  
  Die präventive Einnahme von Medikamenten reduziert die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion. Forscher sind uneins, ob das Todesfälle vermeidet oder lediglich riskante Sexpraktiken fördert.  
Erfolg im Tierversuch
"Pre-exposure Prophylaxis", kurz PrEP, nennt man eine umstrittene Strategie, die derzeit in der AIDS-Forschung für Aufsehen sorgt. Darunter versteht man die vorbeugende Einnahme von anti-retroviralen Substanzen, wie etwa die Wirkstoffe Tenofovir und Emtricitabin. Diese hemmen ein Enzym, das der Virus für seine Vermehrung benötigt - und verhindern damit offensichtlich auch die grundsätzliche Einnistung im Körper.

Studien an Makaken weisen darauf hin, dass der präventive Ansatz auch beim Menschen greifen könnte (PLoS Medicine 5(2): e28): "Es wird zur Zeit eine Menge über PrEp geredet", sagt Anthony Fauci, Chef des National Institute of Allergy and Infectious Diseases NIH in Bethesda, Maryland. "Und es gibt vorsichtigen Optimismus, dass es funktionieren wird."
Angst vor Kondomverzicht
Doch selbst wenn das so sein sollte, wird PrEP niemals eine AIDS-Impfung ersetzen, betont PrEP-Forscher Lynn Paxton vom Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta gegenüber dem Magazin "New Scientist" (Bd. 2683, S. 40). "Niemand ist der Meinung, dass ein Wirkstoff hundertprozentigen Schutz bieten könnte." Optimistische Schätzungen gehen von einer Reduktion des Infektionsrisikos um 60 bis 70 Prozent aus.

Allerdings gibt es auch Befürchtungen, dass die Prophylaxe - so einmal allgemein verfügbar - die Menschen in trügerischer Sicherheit wiegt. "Die Möglichkeit, dass viel mehr Leute da raus gehen und wilden ungeschützten Sex haben, macht große Sorgen", sagt Paxton: "Wir müssen den Menschen mitteilen, dass das kein Ersatz für Kondome ist, sondern eine Ergänzung."

Robert Czepel, science.ORF.at, 20.11.08
->   PrEP Watch
->   Tenofovir - Wikipedia
->   Emtricitabine - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010