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Regierungsprogramm: Studieneingangsphase fix  
  Das Regierungsprogramm von SPÖ und ÖVP sieht eine verpflichtende "Studieneingangs- und Orientierungsphase" vor, die "einen Querschnitt des im Fachbereich zu erwartenden Stoffs" vermitteln soll.  
Weiters ist eine deutlich geringere Ausweitung der Anfängerstudienplätze in Medizin und Veterinärmedizin geplant, als ursprünglich in der kurz vor der Nationalratswahl beschlossenen Novelle zum Universitätsgesetz (UG) vorgesehen ist.

Details zur Studieneingangsphase werden in dem Papier nicht genannt. Die Rahmenbedingungen für Studenten sollen aber weiter verbessert werden, etwa durch "Optimierung der Betreuungsrelation Lehrende-Studierende nach internationalen Standards" und einen Ausbau der Studienförderung.
Master: Autonome Gestaltung des Zugangs
Beim Masterstudium soll den Unis die Möglichkeit zur autonomen Gestaltung des Zugangs "nach qualitativen Gesichtspunkten" gegeben werden. Dabei müssten die erforderlichen Vorkenntnisse für ein Master-Studium transparent gemacht werden, ein "facheinschlägiges Bachelor-Studium der Anbieteruniversität" müsse jedenfalls diese Vorkenntnisse vermitteln.

Beim PhD-Studium sollen die Unis autonome, leistungsorientierte Auswahlverfahren festlegen können.
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UG-Novelle
Diese Punkte sollen ebenso in einer UG-Novelle verankert werden wie die neuen Anfängerplätze in bestimmten Studien: In einem Stufenplan soll die Zahl der Anfängerplätze in Medizin und Zahnmedizin bis zum Wintersemester 2015 in Summe auf bis zu 2.000, in der Tiermedizin in Summe auf bis zu 250 und in Psychologie in Summe auf bis zu 2.300 steigen.
->   Unis: Quoten auch für Psychologie und Tiermedizin
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"Österreichischer Hochschulplan"
Ein von vielen Akteuren schon lange gefordertes Gesamtkonzept für das tertiäre Bildungswesen mit Unis, Fachhochschulen etc. soll in Form eines "Österreichischen Hochschulplans" kommen. Im Bereich Qualitätssicherung ist eine "Zusammenführung der bestehenden Agenturen" "zu einer neuen sektorenübergreifenden Einrichtung" geplant.

Betroffen sind davon wohl Einrichtungen wie der Fachhochschulrat, Qualitätssicherungsagentur AQA und Akkreditierungsrat für Privatunis. Zudem soll ein "gemeinsames Rahmengesetz für die externe Qualitätssicherung für alle Hochschulsektoren" kommen.
Keine konkreten Budgetzahlen
Konkrete Budgetzahlen etwa für die Unis gibt es in dem Papier nicht. Die öffentlichen und privaten Ausgaben für den tertiären Bildungssektor sollen auf zwei Prozent des BIP gesteigert werden. Dabei ist nur von einem "längerfristigen Ziel" die Rede, das ursprünglich dafür genannte Zieljahr 2020 kommt nicht mehr vor.

Die Universitäten, die künftig ein nach Lehre und Forschung getrenntes Budget erhalten, sollen aber "als Beitrag zur Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit im Zuge der Leistungsvereinbarungen zu einer weiteren Hebung von inneruniversitären Effizienzreserven bewegt" werden, etwa durch Einführung einer vollständigen Kostenrechnung, einer gleichmäßigeren Auslastung der Kapazitäten, Schaffung uni-übergreifender Angebote oder gemeinsame Nutzung von Infrastruktur.
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Studiengebühren
Im Zusammenhang mit den neuen ausgeweiteten Ausnahmebestimmungen für die Studiengebühren soll "eine übermäßig bürokratische Vollziehung vermieden werden". Bei den Fachhochschulen soll die Erhöhung der Studienplatzfinanzierung auf 2009/10 vorgezogen werden - wie groß das Plus ist, wird nicht genannt.
->   SPÖ/ÖVP: Studiengebühren bleiben abgeschafft
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Faculty-Modell
Für den seit langem ausständigen Uni-Kollektivvertrag soll eine "ausreichende und nachhaltige Dotation" zur Verfügung gestellt werden. Neu ist, dass das derzeitige "Kuriensystem", also die Trennung in Professoren und Mittelbau, durch ein "Faculty-Modell nach internatonalem Vorbild" abgelöst werden soll.
Mehr Absolventen
Zur Erhöhung der Absolventenquote soll durch "intensive Kooperationen" zwischen höheren Schulen und den tertiären Bildungseinrichtungen die Vorbereitung auf die Studienwahlentscheidung unterstützt und der Übergang in den tertiären Bereich, etwa durch uni-typische Lernformen in der Schule, verbessert werden.

Geplant sind weiters neue Formen der individuellen Begleitung wie "Tutoring" (Studierende begleiten Schüler der letzten Klassen zu Lehrveranstaltungen an Unis) und "Coaching" (erfahrene Studenten begleiten jüngere Kollegen über die Anfängertutorien in der Studieneingangsphase hinaus). Schließlich plant die Regierung Erleichterungen beim berufsbegleitenden Studieren: an Unis etwa durch explizite Studienangebote oder -module für Erwerbstätige oder an Fachhochschulen durch Ausbau der Zahl berufsbegleitender Studiengänge von 30 auf 50 Prozent.
Reaktion Universitätenkonferenz
Der Chef der Universitätenkonferenz (uniko), Christoph Badelt, sieht im Regierungsprogramm "vieles, das mich freut, und noch viel mehr, das mich sehr, sehr sorgenvoll macht".

"Ich halte die bildungs- und forschungspolitischen Vorschläge über weite Strecken für interessant und fortschrittlich. Das Problem ist, dass überall dort, wo es konkret wird, insbesondere im Finanziellen, nicht viel mehr als vage Grundsatzbekenntnisse stehen. Das macht mich extrem misstrauisch", sagte Badelt am Montag zur APA.
Studieneingangsphase als Fortschritt
Als Beispiel nennt der Rektorenchef in seiner ersten Bewertung das im Regierungsprogramm mehrmals formulierte Ziel, die Ausgaben für die tertiäre Bildung auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern. "Es steht aber keine Jahreszahl dabei, was ein Rückschritt ist, und es gibt keinen Pfad, wie man dort hinkommen will", so Badelt.

Einen Fortschritt sieht Badelt in der verpflichtenden Einführung einer Studieneingangsphase, anhand deren die Entscheidung getroffen werden könne, "ob jemand weiter studieren kann oder nicht".
Gemischte Gefühle bei ÖH
Mit gemischten Gefühlen hat die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) auf das Regierungsprogramm reagiert. "Leider ist es kein ambitioniertes Programm geworden", wie in anderen Bereich fehle es "auch bei der Bildung und Wissenschaft an allem, was konkret sein könnte", meinte der ÖH-Vorsitzende Samir Al-Mobayyed in einer Aussendung.

Neben einigen kritischen Punkten könne man aber auch einigen Ansätzen "durchaus Positives" abgewinnen.

Die ÖH vermisst eine "Zusage für eine längst überfällige Aufstockung der Hochschulbudgets". Besonders kritisieren die Studentenvertreter das Weglassen der Jahresangabe für das angepeilte Ziel "zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für den tertiären Bildungssektor". "Wir bezweifeln weiters, dass das tatsächliche Potenzial von Effizienzsteigerungen und Einsparungspotenzialen wirklich den gewünschten finanziellen Nutzen bringen wird", so der ÖH-Vorsitzende.

[science.ORF.at/APA, 24.11.08]
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01.01.2010