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Agentur für wissenschaftliche Integrität gegründet  
  Zahlreiche österreichische Forschungseinrichtungen haben eine "Agentur für wissenschaftliche Integrität" gegründet. Die neue Einrichtung soll Vorwürfe wissenschaftlichen Fehlverhaltens aufklären.  
Zwölf österreichische Universitäten, die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), das Institute of Science and Technology Austria (I.S.T. Austria), der Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds sowie der Wissenschaftsfonds FWF gehören zu den Gründern der am Donnerstag vorgestellten Agentur.

Auch wenn sie Vorwürfe von Fehlverhalten aufklären soll, werde sie "weder eine Entscheidungsinstanz, noch eine rechtssprechende Organisationseinheit", sagte FWF-Chef Christoph Kratky am Freitag zur APA.
Aus Fähigkeit zur Selbstreinigung entstanden
Österreich habe im Bereich der Bekämpfung wissenschaftlichen Fehlverhaltens "deutlich wahrnehmbare Strukturdefizite", heißt es in einer Aussendung des FWF. Das soll sich durch die neue Agentur nun ändern. Wichtig ist es für Kratky, dass die neue Stelle "aus der Fähigkeit der Institutionen zur Selbstreinigung heraus entstanden ist und nicht per Gesetz verordnet wurde".

Konsequenzen bei wissenschaftlichem Fehlverhalten wird die Agentur keine ziehen, das bleibt den jeweiligen Institutionen, also etwa den Unis, Disziplinarkommissionen oder Gerichten vorbehalten.
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Als Verein gegründet
Die Agentur wurde als Verein gegründet. Vorstands-Mitglieder sind die Rektoren Christoph Badelt (WU Wien), Georg Winckler (Uni Wien) und Josef Smolle (Med-Uni Graz), ÖAW-Chef Peter Schuster, Heribert Wulz (Universitätenkonferenz) sowie Kratky. Dem Verein können Unis, Forschungsträger- sowie Förderorganisationen beitreten.
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Entscheidungen noch ausständig
Dass große Unis wie jene in Graz oder Innsbruck bzw. Hochschulen, wo es gerade in letzter Zeit mehrere Wissenschaftsskandale gegeben hat, wie die Medizin-Uni Innsbruck, nicht dabei sind, ist für Kratky "keine systematische Verweigerung".

Vielfach hänge die Entscheidung noch im "universitären Getriebe". Der FWF-Chef würde sich wünschen, dass "alle Stakeholder" des österreichischen Wissenschaftssystems Mitglied werden.
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Internationale Vorbilder
Als Vorbild für Österreich nennt Kratky eine ähnliche Stelle in Dänemark. In Europa und den USA existieren bereits seit Anfang der 90er Jahre diverse nationale Kontroll- und Prüfstellen.
->   Wissenschaftsbetrug: So agieren die USA und Europa
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Kommission als zentrales Gremium
Zentrales Gremium der Agentur, die auch über eine Geschäftsstelle verfügen wird, ist die "Kommission für wissenschaftliche Integrität".

Diese soll aus sechs hochkarätigen Wissenschaftlern aus dem Ausland besetzt werden, welche die wissenschaftlichen Hauptrichtungen Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, Life Sciences, Medizin und Technik abdecken. Zusätzlich soll die Kommission über ein beratendes Mitglied mit Kompetenz im österreichischen Recht verfügen.

Der Österreichische Wissenschaftsrat hat eine Liste mit Vorschlägen für die Kommissionsmitglieder vorgelegt, die nun zur Mitarbeit eingeladen werden. Bestellt werden sie von der Generalversammlung des Vereins, Kratky rechnet damit, dass das Gremium noch bis Jahresende besetzt wird.
Geschäftsstellte bereitet Entscheidungen vor
Hauptaufgabe der Geschäftsstelle werde sein, die an die Kommission herangetragenen Fälle zur Entscheidung vorzubereiten, um vermeintlichen Fällen wissenschaftlichen Fehlverhaltens objektiv auf den Grund zu gehen.

Ziel sei es, unvoreingenommene, kompetente Auskunft zu geben, wie ein vorgelegter Fall zu beurteilen sei. Die Kommission wird sich selbst eine Geschäftsordnung geben und darin u.a. die Fragen beantworten, wer das Gremium anrufen darf, ob jedem anonymen Hinweis nachgegangen wird oder wie konkret mit den Fällen umgegangen wird.

Wichtig werde sein, eine Balance zwischen "Transparenz und Persönlichkeitsschutz" zu halten. "Die Öffentlichkeit hat aber jedenfalls das Recht zu erfahren, wenn es Fälle von Fehlverhalten gibt", sagte der FWF-Chef.

[science.ORF.at/APA, 28.11.08]
 
 
 
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01.01.2010