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Echo von historischer Supernova erspäht  
  Dank moderner Teleskope haben Astronomen eine spektakuläre Sternexplosion aus dem 16. Jahrhundert noch einmal beobachten können. Sie hatte unser Weltbild entscheidend mitgeprägt.  
Die Forscher unter Heidelberger Leitung fingen das "Lichtecho" einer Supernova auf, die im Jahr 1572 als hellster Stern am irdischen Himmel aufgeflammt war.

Mit moderner Technik war es nun möglich, Reflexe des Explosionsblitzes aufzufangen, die von Staub-und Gaswolken aus der Umgebung des Sterns zurückgeworfen wurden. Wegen ihres Umwegs waren diese Reflexe 436 Jahre länger zur Erde unterwegs als der Blitz selbst.

Auf diese Weise konnten die Forscher heute noch einmal Zeugen des damaligen Geschehens werden, wie das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg mitteilte.
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Die Studie "Tycho Brahe's 1572 supernova as a standard type Ia as revealed by its light-echo spectrum" ist am 4.12. in "Nature" erschienen (Bd. 456, S. 617).
->   Abstract der Studie
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Historisch überaus prominenter "Stern"
Bild: Camille Flammarion, Paris 1884
Eine Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert zeigt, wie Tycho Brahe das Himmelsereignis beobachtet.
Der "neue" Stern, der im Herbst 1572 am Firmament aufleuchtete und im April 1574 wieder verschwand, war vom dänischen Astronomen Tycho Brahe (1546-1601) intensiv untersucht und beschrieben worden.

Tycho, der für seine exakten Positionsbestimmungen bekannt war, hatte die Himmelsposition der Supernova exakt vermessen und daraus geschlossen, dass der "neue" Stern weit jenseits des Mondes liegen musste.

Das stand im krassen Widerspruch zur damals vorherrschenden Vorstellung von der Welt und legte einen Grundstein für die umwälzenden Veränderungen des Weltbilds im ausklingenden Mittelalter.

Die Explosion gehört seitdem zu den bekanntesten Supernovae in der Geschichte der Astronomie.
Explosion von Weißem Zwergstern
 
Bild: Max-Planck-Institut f¿r Astronomie / Oliver Krause

Anhand des Lichtechos gelang es den Astronomen nun, Tychos Supernova zu klassifizieren, wie die Gruppe um den Heidelberger Forscher Oliver Krause berichtet. Ergebnis: Es handelte sich um die thermonukleare Explosion eines sogenannten Weißen Zwergsterns.

Für die Ansicht des Supernova-Überrests wurden Bilder im Infrarot- und Röntgenbereich der Satelliten Spitzer und Chandra sowie des Observatoriums auf dem Calar Alto kombiniert. Die Explosion des weißen Zwergsterns hinterließ eine mehrere Millionen Grad heiße Wolke aus Gas und Staub.
Wichtiger Entfernungsmesser
Die Analyse verbessere das Verständnis solcher Supernovae vom Typ Ia, die als wichtige Entfernungsmesser im Universum dienen. Bei dieser Form von Supernovae saugt ein Weißer Zwergstern Materie von einem großen Begleitstern, bis er eine kritische Grenze überschreitet, unter dem eigenen Gewicht kollabiert und in einer Art Wasserstoffbombenexplosion auseinandergerissen wird.

Da die kritische Grenze stets dieselbe ist, sind diese Supernovae immer in etwa gleich hell, so dass sich aus ihrer scheinbaren Helligkeit am irdischen Himmel ihre Entfernung von der Erde berechnen lässt.

Sie gelten daher als wichtige kosmische Meilensteine. Tychos Supernova ist die erste derartige Sternexplosion in unserer Milchstraße, die vermessen werden konnte. Typ-Ia-Supernovae seien zuvor nur in anderen Galaxien direkt beobachtet worden, betonte das Institut.
Weitere Einteilungen
Krause und seine Kollegen hatten mit derselben Technik bereits das Lichtecho einer anderen Supernova untersucht. Diese Explosion im Sternbild Cassiopeia war vom Typ IIb, bei dem ein einzelner Riesenstern ohne Begleiter unter seinem Gewicht kollabiert und explodiert.

[science.ORF.at/dpa, 4.12.08]
->   Filme und Bilder zu Tychos Supernova
->   Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Supernova
 
 
 
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01.01.2010