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Schwarzes Loch in Milchstraße schwerer als angenommen  
  Seit 16 Jahren beobachten europäische Astronomen Sterne, die um das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße kreisen. Neuen Messungen zufolge soll die Masse des Schwarzen Lochs mit dem Namen Sagittarius A* 4,3 Millionen Sonnenmassen betragen. Bisher ging man von 3,6 Millionen aus.  
Sagittarius A* gehört zu den so genannten supermassiven Schwarzen Löchern. Diese besitzen mehrere Millionen oder Milliarden Sonnenmassen. Das Zentrum der Milchstraße dürfte auch weiter von der Erde entfernt liegen als bisher angenommen. Die neuen Berechnungen kommen auf über 27.000 Lichtjahre. Andere Forscher schätzten die Entfernung in den letzten Jahren auf 23.000 bis 26.000 Lichtjahre.
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Die Studie "Monitoring stella orbits around the Massive Black Hole in the Galactic Center" erscheint im "Astrophysical Journal" (2008, im Druck).
->   Astrophysical Journal
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Beobachtungen in Infrarot
Die Sterne im Zentrum der Galaxie zu beobachten, ist nicht einfach. Interstellarer Staub trübt die Sicht, sodass sichtbares Licht nicht für die Untersuchungen verwendet werden kann. Die Wissenschaftler um Stefan Gillessen vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München benutzen daher Licht im Infrarotbereich.

Die Forscher beobachteten die Sterne durch zwei Teleskope der Europäischen Südsternwarte in der chilenischen Atacamawüste: dem New Technology Telescope am La-Silla-Observatorium und dem Very Large Telescope (VLT) des Paranal-Observatoriums. Über insgesamt 50 Nächte wurden die Bewegungen der Sterne in den letzten 16 Jahren aufgezeichnet.

Ihre Positionen konnten dadurch sechs Mal genauer bestimmt werden, als dies bisher möglich war. Ihre Lage lässt sich nun auf 300 Mikrobogensekunden genau berechnen. Das ist so, als könnte man auf eine Entfernung von 10.000 Kilometern noch den Durchmesser einer Ein-Euro-Münze wahrnehmen. Laut den Wissenschaftlern sind die Messungen der derzeit beste existierende empirische Nachweis für die Existenz von supermassiven Schwarzen Löchern.
Wie Blätter im Wind
Aus der Bewegung der Sterne kann auf die Gravitationskräfte geschlossen werden, die durch das Schwarze Loch auf sie wirken - so wie auch an herumwirbelnden Blättern in einer winterlichen Böe die Bewegung der Luft beobachtet werden kann, wie es die Forscher in ihrer Pressemeldung vergleichen.

Untersucht wurde die Bewegung sogenannter S-Sterne, die um das Zentrum unserer Galaxis kreisen. Seit 1992 stehen sie unter näherer Beobachtung, derzeit haben die Wissenschaftler 109 von ihnen im Blick. Im Jahr 2002 war nur von einem dieser Sterne der Orbit ausreichend genau berechnet. Diese Zahl ist mittlerweile auf 28 angewachsen und damit auf eine Größenordnung, die Rückschlüsse auf die im Zentrum der Galaxie wirkenden Kräfte erlaubt.
Herkunft der Sterne unsicher
Eine besondere Rolle für die genaueren Berechnungen spielt der Stern S2. Er ist einer der hellsten der beobachteten Sterne und hat in den 16 Jahren als einziger der 28 Sterne das Schwarze Loch einmal vollständig umrundet.

Eines bleibt trotz der genauen Messungen unklar: Wie die Sterne in das Zentrum der Galaxie gekommen sind. Den Wissenschaftlern zufolge sind sie zu jung, um woanders entstanden und dorthin gewandert zu sein. Dass sich die Sterne in ihren Umlaufbahnen gebildet haben, halten die Forscher aufgrund der starken Kräfte des Schwarzen Lochs ebenfalls für unmöglich.

Mark Hammer, science.ORF.at, 10.12.08
->   Stefan Gillessen
->   Galactic Center Research des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik
->   Europäische Südsternwarte ESO
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01.01.2010