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Bei Mäusen: Selbstsicherheit vertreibt Depressionen  
  Erlernte Selbstsicherheit kann gegen Depressionen helfen und im Gehirn positive Effekte auf zellulärem und molekularem Niveau auslösen. Das gilt laut Neurowissenschaftlern zumindest im Tiermodell.  
Die "erlernte Sicherheit" könne eine vergleichbare antidepressive Wirkung wie Psychopharmaka haben, diese Wirkung werde aber durch andere molekulare Vorgänge gesteuert, heißt es in einer im Fachjournal "Neuron" publizierten Studie (Bd. 60, S. 149).

Durchgeführt wurde das vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützte Projekt im Team von Medizin-Nobelpreisträger Eric Kandel an der Columbia University (Howard Hughes Medical Institute) in New York. Erstautorin der Studie ist Daniela Pollak aus Österreich.
Erlernte Sicherheit gegen erlernte Angst
Angst ist aus der Sicht von Biologen etwas Sinnvolles. Sie schützt uns vor allerlei Gefahren. Daher ist sie zum einen Bestandteil von Instinkten, zum andern ist sie aber auch erlernbar. Angst kann so auch lästig oder gar krankhaft werden und verschiedene psychische Leiden wie z. B. Depressionen hervorrufen.

Um erlernte Angst zu erforschen, wurde jetzt bei Tieren ein angstreduzierendes Verhalten untersucht: die sogenannte "erlernte Sicherheit". Dabei werden Tiere so konditioniert, dass sie spezielle Reize mit einem Gefühl der Sicherheit assoziieren, was in der Folge erlernte Angst vermindert.

Dieses experimentelle Modell nutzte die österreichische Wissenschaftlerin Daniela Pollak als Projektleiterin in der Gruppe von Eric Kandel, Nobelpreisträger des Jahres 2000. So analysierte sie zelluläre und molekulare Vorgänge im Zusammenhang mit dieser "erlernten Sicherheit".
Verhaltenstherapie für Mäuse
Die Wissenschaftlerin: "Drei wesentliche Schlussfolgerungen lassen sich aus den Arbeiten unseres Teams ableiten: Erstens, 'erlernte Sicherheit' ist ein Tiermodell für Verhaltenstherapie gegen Depressionen, in dem es zu ähnlichen Wirkungen kommt wie durch die Behandlung mit Psychopharmaka.

Zweitens, das Tiermodell bietet sich daher auch an, zelluläre und molekulare Interaktionen zwischen medikamentösen und verhaltenstherapeutischen Behandlungen von Depressionen zu analysieren. Und drittens, 'erlernte Sicherheit' führt zu zellbiologischen Reaktionen, wie sie auch durch Antidepressiva hervorgerufen werden, nutzt dafür aber andere molekulare Mechanismen."
Lebensdauer von Nervenzellen wird angeregt
Konkret konnte das Team um Daniela Pollak folgende zellulären und molekularen Vorgänge beobachten: Es wurde gezeigt, dass "erlernte Sicherheit" in einer spezifischen Region des Hippocampus (dentate gyrus) des Hirns positiven Einfluss auf neu entstandene Zellen hat.

Denn dort überlebten signifikant mehr neue Zellen, wenn sie zuvor einen Stimulus durch das Erlernen von Sicherheit erfahren hatten. Dieser Effekt auf das Überleben der Zellen könnte auf die vermehrte Expression des Proteins BDNF (brain-derived neurotrophic factor) zurückgeführt werden, die ebenfalls durch das Verhaltenstraining hervorgerufen wird.

Der Stimulus für die Zellen, das zeigte die Arbeit von Pollak, musste jedoch in einer bestimmten Phase nach der Entstehung der neuen Zellen erfolgen, um wirksam zu sein.
Weniger Dopamin
Weiters konnten Effekte auf die Aktivität verschiedener wichtiger Gene beobachtet werden. Durch 'erlernte Sicherheit' werden Gene des Dopamin- und Neuropeptid-abhängigen Systems in der Amygdala (Mandelkern) im Gehirn in ihrer Aktivität reduziert. Auf den Nervenbotenstoff Serotonin, der mit Depressionen zusammenhängen dürfte, wurde aber keine Wirkung beobachtet.

[science.ORF.at/APA, 15.12.08]
->   Interview mit Daniela Pollak (OST)
->   Eric Kandel, Howard Hughes Medical Institute
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Depression
 
 
 
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01.01.2010