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Wer den Weihnachtsmann erfunden hat  
  Millionen Kinder freuen sich auf das Weihnachtsfest, vor allem auf die Geschenke. Doch wer bringt sie eigentlich? Ist es der Weihnachtsmann mit roter Zipfelmütze, weißem Bart und rotem Mantel im Rentierschlitten?  
Reformation suchte Nikolaus-Ersatz
Oder das Christkind mit goldblonden Locken und schneeweißem Kleid? Und wer hat die beiden erfunden? Bei der Suche nach einer Antwort kommt man am Heiligen Nikolaus nicht vorbei.

Zuerst war nämlich er für das Schenken zuständig. Die Kirchenlegenden um ihn reichen bis in das 6. Jahrhundert zurück. Ursprünglich gab es zum Nikolaustag am 6. Dezember die Geschenke. Das änderte sich erst mit der Reformation, die mit der Heiligenverehrung in der katholischen Kirche brach, aber dennoch auf den Brauch des Schenkens nicht verzichten wollte.

Und so wurde das Christkind im 16. Jahrhundert als Ersatz für Sankt Nikolaus erfunden, um die Verehrung des Heiligen einzudämmen. Auch der Weihnachtsmann ist eine Erfindung der Reformation und diente diesem Ziel.
Eine Luther'sche Erfindung?
Anfangs tauchte das Christkind noch gemeinsam mit Sankt Nikolaus auf, wie der Volkskundler Lars Winterberg von der Universität Bonn erklärt. Er bezieht sich auf Veröffentlichungen, in denen Martin Luther selbst einen Zusammenhang herstellte.

So heißt es in den Schriften des Reformators, die Kinder müssten am 5. Dezember "ir Kleiderlin des nachts ausbreiten, [damit] jn das Christkindlein odder Sanct Nicolas bescheren soll".

Einige Autoren meinen sogar, dass Luther das Christkind erfunden habe. Hierzu gibt es allerdings keinen Beleg, und die Forschungsmeinungen gehen laut Winterberg in dieser Frage auch auseinander.
Winterliche Geschenklawine
Im Lauf der Zeit verlagerte sich der Brauch des Schenkens vom Nikolaustag auf den ersten Weihnachtstag, beziehungsweise auf dessen Vorabend, den 24. Dezember.

Doch weil es schwer, ja fast unmöglich ist, liebgewordene Bräuche abzuschaffen, stellt man am Vorabend des Nikolaustages die blank geputzten Stiefel heraus und bekommt kleinere Geschenke, als Vorgeschmack auf die eigentliche Bescherung. Heute bringt das Christkind überwiegend in katholisch geprägten Gegenden die Geschenke zum Weihnachtsfest.
"Weihnachtsmann ein Kunstprodukt"
"Der wie das Christkind im 16. Jahrhundert entstandene Weihnachtsmann verfügt über keinerlei christlich-biblischen Hintergrund und ist somit ein rein populär-kulturelles Kunstprodukt", erklärt Winterberg. Seine äußere Erscheinung geht auf Darstellungen des Heiligen Nikolaus zurück, hat sich aber in seiner Entwicklung mehrmals gewandelt.

So entwickelte sich die Figur etwa als Personifikation des Winters zum Väterchen Frost, wie man ihn heute noch in Russland kennt. Im 18. und 19. Jahrhundert bekam er eine Rute und wurde zum Instrument bürgerlicher Pädagogik.
Coca-Cola und "Harper's Weekly"
Das Bild des heute weltweit bekannten Alten mit dem Rauschebart, der in rot-weißem Kostüm die weihnachtlichen Gaben bringt, verdankt seine Popularität übrigens einer Werbekampagne des amerikanischen Coca-Cola-Konzerns aus dem Jahr 1932.

Laut Winterberg griff der Konzern dabei auf bereits bekannte Darstellungen zurück, etwa auf Weihnachtsillustrationen des US-Grafikers Thomas Nast in der Zeitschrift "Harper's Weekly" in der Mitte des 19. Jahrhunderts (siehe z.B. hier und hier). Jedenfalls hat sich diese Coca-Cola-Variante des Weihnachtsmannbildes als extrem langlebig erwiesen und das Christkind als Gabenbringer in vielen Regionen scheinbar endgültig abgelöst.

Jochen Wiesigel, AP, 23.12.08
->   Christkind - Wikipedia
->   Weihnachtsmann - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010