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Feuerwerke setzen giftige Metalle frei  
  Nur noch zwei Wochen bis Silvester: Schon kann man die ersten Böller in den Straßen hören. Vor dem Einatmen vom Rauch mancher Feuerwerkskörper warnt nun ein Wiener Chemiker. Dieser setze sich zum Teil aus schädlichen Metallen zusammen, die die Gesundheit des Menschen gefährden können.  
So lautet das Resultat einer Studie von Georg Steinhauser vom Atominstitut der Österreichischen Universitäten in Wien und Kollegen.

Sie haben im Vorjahr die "Silvesterknallerei" im Salzburger Skiort Saalbach analysiert.
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Die Studie "Heavy metals from pyrotechnics in New Years Eve snow" ist in der Dezember-Ausgabe des Journals "Atmospheric Environment" (Bd. 42, S. 8.616) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Hübsch bunt - und manchmal toxisch
 
Bild: EPA

Der durchschnittliche Feuerwerkskörper besteht aus Verpackungsmaterial, Zündschnur und einem Gemisch von allerlei Chemikalien, die für den gewünschten Effekt - Hitze, Licht, Rauch - erst sorgen. Ein Brennstoff und ein Oxidationsmittel sind für die Reaktion unabdingbar, damit sie aber auch Farbe gewinnt, bedarf es noch des Zusatzes von Metallsalzen. Barium sorgt etwa für grünes Licht, Strontium für rotes und Natrium für gelbes.

Soweit so gut. Das Problem ist, dass manche dieser Chemikalien beim Einatmen zu Problemen führen können. Barium ist zwar z.B. nicht hochgiftig, kann aber die Gesundheit gefährden. "Es ist aus der Literatur bekannt, dass lösliche Bariumverbindungen die Bronchien verengen und das Risiko von Asthmaanfällen erhöhen können", meint Georg Steinhauser gegenüber science.ORF.at.
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Beispiel Indien
Ein Beispiel dafür ist das indische Lichterfest Diwali, das ähnlich wie unser Silvester mit zahllosen Feuerwerkskörpern gefeiert wird. Seit einigen Jahren hat sich eine "Anti-Cracker"-Initiative formiert, die gegen die Explosivvariante des Festes und der damit verbundenen Zunahme von Asthmafällen kämpft.
->   Mehr zur Asthma-Gefahr von Diwali
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Freiluftlabor in Saalbach
Um herauszufinden, wie hoch die Belastung von Schadstoffen nach Feuerwerken tatsächlich ist, hat Steinhauser vor einem Jahr seinen Skiurlaub zum Teil der Wissenschaft geopfert. Sein "Freiluftlabor" stand in der Salzburger Skimetropole Saalbach, wo die Gemeinde alljährlich ein großes Silvesterfeuerwerk veranstaltet.

Zum Jahreswechsel 07/08 schneite es dort sieben Zentimeter Neuschnee. "Die idealen Bedingungen für unsere Studie", wie sich Georg Steinhauser noch ein Jahr später freut.

An mehreren Stellen im Ort und in den umliegenden Bergen entnahm er - gemeinsam mit seiner Ehefrau - Schneeproben. Und zwar sowohl am 31.12. vor dem Feuerwerk als auch am Neujahrstag danach. Am Atominstitut der Österreichischen Universitäten in Wien hat er dann mit Kollegen die chemischen Bestandteile des Schnees analysiert.
Bis zu 580 Mal mehr Barium im Schnee
Der Anstieg der Schadstoffmengen im Schnee war durchaus signifikant. Besonders betrifft das Barium, dessen Konzentration an einem der Messpunkte über die Silvesternacht auf den 580-fachen Wert angestiegen ist. Arsen verneunfachte sich zum Teil, Strontium versechsfachte sich.

"Es besteht kein Zweifel, dass diese Verschmutzung durch die Feuerwerke entstanden ist", schreiben Steinhauser und Kollegen in ihrer Studie. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich die durch die Knallkörper produzierten Aerosole an den Schneeflocken anlagern."
Gefährdung nur in unmittelbarer Nähe
Allerdings: Bei der hohen Konzentration an Schadstoffen dürfte es sich um ein lokal sehr begrenztes Phänomen handeln. Denn auf den Messstationen auf den umliegenden Bergen des Ortes Saalbach fand sich am 1. Jänner 2008 kein kontaminierter Schnee.

Im Gegenteil. Der Schnee war hier "extrem rein und zeigte nicht die geringste Verunreinigung mit Barium".
Bedrohung für Rapid-Fans
Georg Steinhauser möchte mit den Ergebnissen seiner Studie niemandem die Freude an Feuerwerken verderben. "Eine Rakete, die hundert Meter über unseren Köpfen explodiert, ist sicher unbedenklich. Den Rauch von Feuerwerkskörpern in unmittelbarer Nahe einzuatmen, ist aber nicht ratsam", meint der Wiener Chemiker.

Und das gilt speziell für die Farbe Grün, hinter der sich Barium verbirgt. Bengalische Feuer dieser Farbe abzubrennen, wie dies etwa Rapid-Fans im Fußballstadion machen, hält Steinhauser für fahrlässig. Glücklicherweise ist er selbst Austria-Fan: Das für die Farbe Violett nötige Kalium ist gesundheitlich unbedenklich.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 17.12.08
->   Feuerwerk-Wiki
->   Strahlenphysikalische Analytik & Radiochemie, Atominstitut
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Silvester, Feuerwerk und die Folgen
 
 
 
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01.01.2010