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Konfliktforscher: Mehr Kriege im Jahr 2008  
  Das Jahr 2008 hat der Welt mehr Kriege, aber auch einen Hoffnungsträger beschert. Es gab einen weltweiten Anstieg gewaltsamer Konflikte, und auch nach Europa kehrte der Krieg mit der Auseinandersetzung zwischen Russland und Georgien Anfang August zurück. Ein Ereignis des zurückliegenden Jahres macht Konfliktforschern jedoch Mut: Die Wahl von Barack Obama zum neuen US-Präsidenten.  
Mit ihm seien die Chancen gestiegen, dass die USA künftig mehr auf Diplomatie als auf Waffen setzen - wichtige Voraussetzung für eine friedlichere Welt, obgleich ein Ende aller Kriege eine unrealistische Hoffnung bleibt.
"Konfliktbarometer" steigt
Jährlich stellt das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung (HIIK) ein "Konfliktbarometer" auf, in dem die Auseinandersetzungen in der Welt in Kategorien eingeteilt werden. Bei den beiden gravierendsten Stufen gab es 2008 jeweils Anstiege im Vergleich zum Vorjahr: Die Zahl der Kriege kletterte von 6 auf 9, die der begrenzten Kriege von 26 auf 30.

Zu den Kriegen zählt auch die Offensive der türkischen Armee im Februar gegen die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK. Bei dem Angriff auf PKK-Lager im Nordirak wurden 240 Kämpfer der Organisation getötet. Kriege haben die Wissenschaftler zudem in Pakistan, Sri Lanka, Afghanistan, Irak, Somalia, der afrikanischen Region Darfur (Sudan) und im Tschad registriert.
So schlecht wie vor fünf Jahren
2007 sei noch vergleichsweise konfliktfrei gewesen, sagt HIIK-Vorstandsmitglied Lotta Mayer. "Die Welt ist unfriedlicher geworden. Wir sind wieder auf dem Stand, den wir vor vier, fünf Jahren hatten." Ähnlich äußert sich der Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH), Michael Brzoska. Er weist allerdings darauf hin, dass es Anfang der 90er Jahre noch mehr gravierende Konflikte gegeben habe.
Negativfaktor Bush-Regierung
Die Wissenschaftler geben der US-Regierung unter George W. Bush eine Mitschuld an dieser Entwicklung. Brzoska verweist darauf, dass nahezu die Hälfte der weltweiten Militärausgaben von den USA bezahlt würden. Auch bei der Präsenz von Truppen im Ausland lägen die Amerikaner vorn.

"Das heißt nicht, dass die USA für alle Konflikte verantwortlich sind. Sie spielen aber eine wichtige Rolle. Da kommt keiner heran." Russland oder China etwa setzten ihre militärische Macht bisher vor allem regional begrenzt ein.
Hoffen auf Obama
Bush habe im Kampf gegen den Terrorismus vor allem Symptome bekämpft und dabei zu oft auf Gewalt gesetzt, statt nach den Ursachen von Konflikten zu fragen, sagt Mayer. Darunter werde die Welt noch einige Zeit leiden. "Das kann man nicht einfach aus der Welt schaffen."

Mit dem neuen Präsidenten Obama verbindet die Konfliktforscherin die Hoffnung auf mehr Diplomatie. Zudem könne der US-Demokrat mit einem verstärkten Engagement für Frieden im Nahost-Konflikt auch etwas zur Beruhigung anderer Krisenherde tun: "Dieser Konflikt hat nach wie vor eine starke Signalwirkung."
Pessimismus in Afrika
Was Afrika angeht, ist Brzoska pessimistisch. Den Kontinent zu befrieden sei eine schwierige Aufgabe. Dabei gebe es Lösungsansätze. "Afrika ist der ärmste Kontinent. Und es gibt einen relativ engen Zusammenhang zwischen Armut und Krieg." Brzoska weist darauf hin, dass Konflikte sich häufig ausbreiten oder sich auf benachbarte Regionen verlagerten, in diesem Sinn also "ansteckend" seien.

Für Europa bestehe diese Gefahr nicht. Die Situation im Kaukasus werde zwar "hochproblematisch" bleiben. Für Zentraleuropa sei aber mit Kriegen nicht zu rechnen.

Die Heidelberger Forscher hatten neben dem Krieg zwischen Russland und Georgien in Europa noch zwei begrenzte Kriege um die abtrünnigen Gebiete Abchasien und Südossetien registriert. Ein weiterer begrenzter Krieg wurde demnach in Inguschetien geführt. In der Nachbarrepublik Tschetscheniens kämpfen Islamisten gewaltsam für einen Gottesstaat.

Stefan Waschatz, dpa, 30.12.08
->   Institut für Internationale Konfliktforschung
 
 
 
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01.01.2010