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Mediziner warnen vor "Rauch aus dritter Hand"  
  Während in Österreich der Nichtraucherschutz zum Jahreswechsel verstärkt wurde, warnen US-Mediziner vor den Gefahren des "Thirdhand Smoke". Gemeint sind damit Rauchüberreste in Haar, Kleidung und Wohnung.  
Das Phänomen ist vor allem Nichtrauchern bekannt: Betritt ein Raucher einen Raum, nachdem er draußen gerade eine Zigarette genossen hat, umgibt ihn noch immer eine Duftwolke. "Die Nase lügt nicht. Das Zeug ist so giftig, dass das Gehirn sofort mit einem Alarmsignal reagiert", meint Jonathan Winickof von der Harvard Medical School gegenüber der "New York Times".

Er ist der Hauptautor einer aktuellen Studie, die sich mit den Gefahren dieser Art des Passivrauchens beschäftigt hat (Pediatrics, Bd. 123, S. e74). Dabei wurde auch der neue Ausdruck "Thirdhand Smoking" geprägt.
Gefahr liegt für Kinder in den Teppichen
Im Gegensatz zum normalen Passivrauchen ("Secondhand Smoking") kann man dagegen nicht so leicht etwas unternehmen. Raucher von Nichtrauchern zu trennen ist zwar das erklärte Ziel der gesetzlichen Bestimmungen, die seit Jahresbeginn in Österreich in der Gastronomie gelten.

Die Gefahren des "Rauches aus dritter Hand" sind aber tiefliegender: Die giftigen Überbleibsel der Zigaretten - Schwermetalle und krebserregende Stoffe - hängen sich an die Haare und Kleidung der Raucher und befinden sich auch an Teppichen und Pölstermöbeln. Und von dort können sie etwa von krabbelnden Kleinkindern aufgenommen werden.
Untersuchung des Gefahrenbewusstseins
Um das Gefahrenbewusstsein des "Thirdhand Smoking" zu untersuchen haben die Forscher deshalb die Bewohner von 1.500 amerikanischen Haushalten befragt. Dabei zeigte es sich, dass große Mehrheiten normales Passivrauchen von Kindern für gefährlich halten. 95 Prozent waren es bei den Rauchern, 84 Prozent bei den Nichtrauchern.

Beim "Rauchen aus dritter Hand" sah es freilich anders aus. Der Aussage "Atmen in einem Raum, in dem am Vortag geraucht wurde, kann die Gesundheit von Kindern gefährden" stimmten nur 65 Prozent der Nichtraucher zu und gar nur 43 Prozent der Raucher.

Dies hänge damit zusammen, dass viele Menschen glauben, den "kalten Rauch" einfach entfernen zu können - etwa durch Lüften. An die anderen Möglichkeiten, wie sich die Giftstoffe in Räumen oder an Kleidung halten können, denken sie dabei nicht.
Nichtraucherschutz zuhause?
Wie die Gefahren eingeschätzt werden, ist laut den Forschern ausschlaggebend dafür, welche Schutzmaßnahmen gewünscht werden. Deswegen ist der neue Begriff des "Thirdhand Smoking" nicht zuletzt auch ein sozialmedizinischer und politischer: Er könnte neue Wege für den Nichtraucherschutz auch in den eigenen vier Wänden ebnen.

[science.ORF.at, 5.1.09]
->   Artikel in der "New York Times"
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Rauchen
 
 
 
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01.01.2010