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Allergieforscherin Ferreira Wissenschaftlerin des Jahres  
  Die aus Brasilien stammende und an der Universität Salzburg tätige Allergieforscherin Fatima Ferreira (49) ist Österreichs Wissenschaftlerin des Jahres 2008. Die Auszeichnung des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten wurde der Leiterin des Christian-Doppler-Labors für Allergiediagnostik und -therapie an der Uni Salzburg Donnerstagvormittag in Wien überreicht.  
Mit dem Preis würdigt der Klub das Bemühen von Forschern und Forscherinnen, ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen.
Allergieforschung seit zwei Jahrzehnten
Bild: APA/Neumayr
Fatima Ferreira
Vor 18 Jahren kam die heutige außerordentliche Professorin vom Fachbereich Molekulare Biologie der Uni Salzburg nach Österreich, etwa so lange forscht Fatima Ferreira auch an Allergien.

In Zusammenarbeit mit dem Wiener Biotechunternehmen Biomay und mit ihrem "wissenschaftlichen Guru", dem Allergieforscher Dietrich Kraft von der Uni Wien, entwickelte die Wissenschaftlerin beispielsweise das weltweit erste rekombinante (künstlich hergestellte) Allergen, jenes der Birke.

Als Gründungsdirektorin des 2006 an der Uni Salzburg eröffneten Christian-Doppler-Labors für Allergiediagnostik und -therapie hat sie sich auch weiterhin der Entwicklung und Produktion von standardisierten rekombinanten Allergenen zur Diagnose und zur Therapie gewidmet. So arbeitet Ferreira an künstlichen Impfstoffen, etwa gegen die Traubenkraut- sowie Beifußallergie.
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Auszeichnung seit 1994
Der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjounalisten vergibt seit 1994 jährlich den Titel "Wissenschaftler bzw. Wissenschaftlerin des Jahres". Er zeichnet damit nicht die wissenschaftliche Qualität der Preisträger aus, sondern ihre Fähigkeit, ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit verständlich vermitteln zu können.
->   Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten
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Kommunikation in Klassenzimmern
Pioniergeist hat die Wissenschaftlerin auch abseits des Labors bewiesen: Gemeinsam mit ihrem Salzburger Kollegen Reinhard Nestelbacher begann sie 2003 im Rahmen eines FWF-Forschungsprojekts mit Wissenschaftskommunikation.

Einige Jahre darauf entwickelten die beiden Forscher das "Fliegende Immunologische Klassenzimmer": Mitglieder der Forschungsgruppe besuchen dabei Schulklassen und führen mit den Kindern Experimente durch. "Heute erreichen wir damit etwa 10.000 Schüler pro Jahr", so Ferreira.

Das Konzept wurde 2006 mit dem Kommunikationspreis der europäischen Gesellschaft für Immunologie in Paris ausgezeichnet, es war der Hauptsieger des Wissenschaftskommunikationspreises des Wissenschaftsfonds FWF im Jahr 2007.
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"Erklären, wohin Steuergeld fließt"
Ferreiras Motivation für die Vermittlungsarbeit: "Wir wollen die Menschen persönlich treffen und erklären, wie wir forschen, was wir mit dem Steuergeld machen und wie normale Leute von unserer Arbeit profitieren". Die Förderung von Nachwuchsforschern, insbesondere Frauen, ist ein weiteres großes Anliegen der Wissenschaftlerin. Es sei ihre Verantwortung, sich als "Role Model" zu zeigen.
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Eine weltweite Karriere
Fatima Ferreira, geboren am 16. Februar 1959 in Cachoeira de Goias (Brasilien), wurde gemeinsam mit ihren zwei Geschwistern allein von ihrer Mutter großgezogen. Sie studierte - mit Hilfe von Stipendien - Zahnmedizin und Biochemie in Brasilien und erhielt 1987 einen Doktortitel als Biochemikerin.

Nach einer Forschungsassistenz ging sie 1988 als Post-Doc ans Department für Biochemie der Universität Toronto (Kanada). Dort lernte sie ihren späteren Ehemann, einen Wiener Biochemiker, kennen. Gemeinsam übersiedelten sie 1990 nach Österreich, wo sie an der Universität Wien und an der Universität Salzburg arbeitete.
Zahlreiche Publikationen
Um an einer naturwissenschaftlichen Fakultät in Österreich tätig sein zu können, musste Ferreira 1998 ihren Diplomabschluss in Biochemie mit einer Arbeit über Birkenallergene nachholen. Sie habilitierte im Jahr 2000 im Fach Genetik an der Universität Salzburg und arbeitet dort seither als außerordentliche Professorin im Fachbereich Molekulare Biologie.

Im Jahr 2006 wurde sie Gründungsdirektorin des Christian-Doppler-Labors für Allergiediagnostik und -therapie. Im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit zählt sie bisher über 110 Fachpublikationen und sieben Patentanmeldungen.
Forschung braucht Kooperation
Die Auszeichnung "Wissenschaftlerin des Jahres 2008" sieht Fatima Ferreira in einer ersten Reaktion als Bestätigung dafür, "dass ich hier am richtigen Platz bin und das Richtige mache". In Österreich fühle sie sich sehr wohl, als Forschungsstandort halte das Land mit anderen Staaten mit, meinte die Preisträgerin.

Die Grundlagenforschung habe sie in Brasilien, wo sie studierte, gefangen genommen. Gleichzeitig habe sie aber gewusst, dass sie für eine wissenschaftliche Karriere Brasilien verlassen müsse. In Österreich habe sie eine Heimat gefunden, hier liege auch der Start ihrer Laufbahn als Allergieforscherin. Als ersten und wichtigen Schritt für eine erfolgreiche Integration nannte die Preisträgerin den Aufbau von Netzwerken. Forschung könne nicht alleine betrieben werden.
Wenig flexible Karriere in Österreich
Als ein gewisses Hindernis für Forschung in Österreich verwies sie auf wenig flexible Karrieremöglichkeiten. "Es gibt einen vorgezeichneten Weg", so Ferreira. Nachwuchsforschern fehle häufig die Unabhängigkeit, sie müssten vielmehr in den Projekten die Idee ihres Professors verfolgen. "Das ist nicht sehr motivierend."

Zudem sei es auch schwierig, seine eigenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Sie selbst habe das Glück gehabt, über eine erfolgreiche Einreichung eines Projekts beim Wissenschaftsfonds FWF früh Unabhängigkeit zu erlangen.

[science.ORF.at/APA, 8.1.09]
->   Fatima Ferreira, w-fforte
->   Christian-Doppler-Labor für Allergiediagnostik und -therapie
->   Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten
Weitere Wissenschaftler des Jahres:
->   2007 - Germanist Wendelin Schmidt-Dengler
->   2006 - Philosoph Konrad Paul Liessmann
->   2005 - Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb
->   2004 - Mathematiker Rudolf Taschner
->   2003 - Immunologe Josef Penninger
 
 
 
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01.01.2010