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Schmerzgen reguliert das Gedächtnis  
  Einer der Hauptfaktoren der Schmerzverarbeitung, das Gen namens "DREAM", scheint auch großen Einfluss auf Lernen und Gedächtnis zu haben. Das zeigen Untersuchungen an Mäusen.  
Möglicherweise beeinflusst das Gen auch die Entstehung von Alzheimer - und bietet daher einen neuen Ansatzpunkt für neue Therapien.
Das "Master-Gen" des Schmerzes
Mit der Entdeckung des DREAM-Gens gelang Josef Penninger, damals noch am Amgen Institute in Toronto tätig, ein großer Wurf. Im Jänner 2002 berichtete er im Fachblatt "Cell" (Bd. 108, S. 31):

Das von DREAM hergestellte Protein wird durch Kalzium reguliert und erfüllt eine Schlüsselfunktion bei der Schmerzwahrnehmung. Mäuse, denen das Gen fehlt, sind etwa äußerst unempfindlich gegenüber Schmerzen, erschienen ansonsten jedoch völlig normal.
Mäuse mit verbessertem Gedächtnis
Mittlerweile ist Penninger zurück in Österreich und leitet das Institut für Molekulare Biotechnologie der Akademie der Wissenschaften in Wien. Hier hat er nun seine in Toronto begonnenen Forschungen fortgesetzt, konkret: Er hat mit dem spanischen Neurobiologen Angel Manuel Carrion verschiedene Lerntests mit den DREAM-losen Mäuse durchgeführt.

Das Ergebnis: Mäuse ohne DREAM-Protein lernen schneller und behalten Information länger im Gedächtnis. Darüber hinaus interessant: Das Gehirn 18 Monate "alter" Mäuse erwies sich als ebenso leistungsfähig wie das von vergleichsweise jungen Tieren.
Zusammenhang mit Alzheimer möglich
DREAM entpuppt sich damit als wichtiger Kandidat bei der Entstehung der Altersdemenz. Ein Zusammenhang mit der Entstehung von Morbus Alzheimer ist nach gegenwärtigem Stand der Literatur nicht unwahrscheinlich. Bereits Mitte 2008 wurden Studien veröffentlicht, die eine Entgleisung der Kalziumregulation im Gehirn als eigentliche Ursache der Alzheimer-Erkrankung nahelegen.

Die bekannten Ansammlungen von Amyloid-Proteinen wären demnach ebenfalls als Folge des abnormen Kalziumstoffwechsels der Gehirnzellen zu interpretieren ("Current Biology",Bd. 19, S. 54).
Drei Phänomene, ein Kreislauf
Auch das DREAM-Gen ist in seiner Aktivität von Kalzium abhängig. Hier scheint sich also ein Kreis zu schließen, in dem das Gen eine Schlüsselposition einnimmt und über die Kalzium-Balance sowohl Schmerzwahrnehmung als auch Gedächtnisleistung und Gehirnalterung beeinflusst.

Auf diesen Zusammenhang deuten auch Erfahrungen mit Schmerzpatienten hin, deren Merkfähigkeit deutlich reduziert ist.

[science.ORF.at/APA, 15.1.09]
->   Josef Penninger, IMBA
 
 
 
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01.01.2010