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Forschungsbudget: Wissenschaftler schlagen Alarm  
  Der gute Ruf Österreichs als Forschungsstandort sei durch Budgetkürzungen massiv gefährdet. Das befürchten zumindest Forscher der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), namentlich Rainer Blatt, Josef Penninger, Giulio Superti-Furga und Anton Zeilinger.  
Sie wollen von "Gerüchten über Budgetkürzungen von 60 Prozent" erfahren haben. Ihr Kommentar bei einer Pressekonferenz in Wien: "Das wäre aktive Schubumkehr."
Regionalliga statt "Champions League"?
Dank der Aufbauarbeit der vergangenen zehn bis 20 Jahre verfüge Österreich heute über einige exzellente Einrichtungen, die punktuell "in der Champions-League der Wissenschaft" spielen, so Penninger, der das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der ÖAW in Wien leitet.

Durch die befürchteten ("kolportierten") Kürzungen etwa in der ÖAW, der Boltzmann-Gesellschaft oder auch beim Wissenschaftsfonds FWF könnte diese Reputationen jedoch rasch und nachhaltig zerstört werden, befürchtet der Mediziner.
"Wissenschaft nicht mehr geil"
Ins selbe Horn bläst Superti-Furga, Chef des Forschungszentrums für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW: "Die Forschungsstimmung ist flüchtig, sie ist eine Muse", die in Österreich herrschende gute Einstellung könnte daher rasch wieder umschlagen. Und wenn Wissenschaft nicht mehr empfehlenswert oder - Zitat: "geil" sei, könne man auch die Jugend nicht mehr dazu bewegen, eine entsprechende Karriere einschlagen.

Verschrottungsprämien für Autos anzubieten, gleichzeitig aber die Forschungsförderung zu kürzen sei jedenfalls der falsche Weg, gerade angesichts der Wirtschaftskrise.
"Panik" und Gerüchte"
Für Blatt, Direktor des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation der ÖAW stellt sich die Situation naturgemäß ähnlich dar. Im gehe es nicht nur um die Wissenschaft, sondern auch um die Wirtschaft und "die Zukunft Österreichs". So seien bereits die kursierenden "panikartigen Gerüchte" kontraproduktiv. Um vernünftig arbeiten und "die besten Köpfe" verpflichten zu können brauche es langfristige Planungssicherheit.

Auch für Zeilinger, ebenfalls Direktor des IQOQI, steht fest, dass es für Österreich nur dann eine gute Zukunft geben könne, "wenn wir mit den Köpfen etwas machen". Um nicht zum "Disneyland" für Touristen zu verkommen und eine eigene Industrie zu erhalten, sei eine starke Grundlagenforschung unumgänglich, so der Physiker.
Hahn: "Nicht unhappy"
Die vier Professoren fordern von der Bundesregierung daher einhellig eine "Rückkehr zum Forschungspfad", soll heißen: mehr Geld. In konkreten Zahlen ausgedrückt: ein jährliches Plus von acht bis zehn Prozent für die Wissenschaft oder 2,3 zusätzliche Milliarden für die kommenden fünf Jahre.

Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) zeigte sich am Rande einer Pressekonferenz "dankbar für den Rückenwind" durch die Wissenschaftler, diese seien "sehr sensibel" und würden "Dinge registrieren, die in dieser Dimension vielleicht übertrieben sind." Es sei aber in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig, bei Wissenschaft und Forschung "dranzubleiben", weshalb er, so Hahn, "nicht unhappy über die Initiative" sei.

[science.ORF.at/APA, 26.1.09]
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01.01.2010