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Österreicher haben zu hohes Cholesterin  
  Die Hälfte der Österreicher weist zu hohe Cholesterinwerte im Blut auf. Das gilt besonders für das "böse" LDL-Cholesterin. Auch Patienten mit einem hohen Risiko kommen nur selten auf die geforderten Werte.  
Österreichische Mediziner warnen vor der "unsichtbaren Gefahr" Cholesterin.
Erhöhte Herz-Kreislauf-Sterblichkeit
"In Österreich sterben pro Jahr circa 32.000 Personen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 50 Prozent der Österreicher haben erhöhte (Gesamt-)Cholesterinwerte. Die Senkung des LDL-Cholesterins um ein Prozent geht einher mit einer einprozentigen Senkung der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit. 50 Prozent der Österreicher haben erhöhte LDL-Werte", sagt der Salzburger Internist und Stoffwechselexperte Friedrich Hoppichler.

Entscheidend ist das "böse" LDL-Cholesterin, das offenbar besonders zur Gefäßverkalkung (Atherosklerose) und somit zur koronaren Herzkrankheit etc. beiträgt. Bei Menschen mit einem Risikofaktor sollte dieser Wert nicht über 160 Milligramm pro Deziliter Blut liegen, bei Personen mit zwei Risikofaktoren bei unter 130 Milligramm pro Deziliter.

Personen mit bestätigten Gefäßschäden (zum Beispiel koronare Herzkrankheit) sollten auf einen LDL-Wert von weniger als 100 Milligramm kommen. Höchstrisiko-Patienten - zum Beispiel Diabetiker mit Herzkrankheit - dürften eigentlich nicht mehr als 70 bis 80 Milligramm LDL pro Deziliter Blut aufweisen.

Der Wiener Kardiologe Otto Traindl: "Wir wissen, dass ein LDL unter 100 Milligramm klinische Vorteile bringt." Speziell bei Werten darunter beginnen Atherosklerose-Beläge in den Arterien sogar zu schrumpfen. Doch in Österreich dürften auch Herzkranke nur selten die Zielwerte erreichen.
Zielwerte selten erreicht
Folgendes hat etwa eine Untersuchung mit 1.905 österreichischen Patienten mit belegtem hohen Herz-Kreislauf-Risiko ergeben, die sogar bereits eine medikamentöse Behandlung mit sogenannten Statinen (Cholesterinsenker) durch niedergelassene Fachärzte bekommen hatten: Nur 33 Prozent der Kranken kamen auf weniger als 100 Milligramm LDL pro Deziliter Blut. Bei den Höchst-Risiko-Patienten waren es ebenfalls nur 40 Prozent. Nur sieben Prozent wiesen weniger als 70 Milligramm auf.

Ganz ähnlich war das bei mehr als 9.000 Patienten mit hohem oder höchstem Risiko, die in 20 internen Abteilungen österreichischer Krankenhäuser behandelt wurden: 41,4 Prozent hatten weniger als 100 Milligramm LDL, nur 7,2 Prozent weniger als 70 Milligramm.
Zu schwache Medikamente
Ein Grund dafür können auch die Erstattungsregelungen der Krankenkassen speziell für stark wirksame Statine (Atorvastatin und Rosuvastatin) in Österreich sein. Traindl: "Patienten nach einem akuten Koronarsyndrom bekommen von uns im Spital eine ganz hohe Dosis eines starken Statins."

Doch weil die Medikamente von den Krankenkassen in der niedergelassenen Kassenpraxis nur unter erschwerten Bedingungen bezahlt werden, stellen die Ärzte die Kranken oft notgedrungenermaßen wieder auf schwächere Arzneimittel um. "Diät" ist bei den meisten Kranken keine Alternative: Selbst fettloseste Kost senkt den LDL-Spiegel nur um höchstens 15 Prozent.

[science.ORF.at/APA, 27.1.09]
->   Friedrich Hoppbichler
 
 
 
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01.01.2010