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Kontaktfreudigkeit ist erblich  
  Gene beeinflussen nicht nur unsere Persönlichkeit, sondern auch wie viele und welche soziale Kontakte ein Mensch in seinem Leben hat. Das besagt zumindest eine aktuelle US-Studie an 1.100 Zwillingspaaren.  
Mit Hilfe eines Simulationsmodells sozialer Netzwerk, das auch die individuellen Eigenschaften und die Art der Beziehungen berücksichtigt, haben die Forscher gezeigt, dass man soziale Kompetenzen gewissermaßen erbt.
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Die Studie "Model of genetic variation in human social networks" von James H. Fowler et al. ist in der aktuellen Ausgabe der "Proceedings of the National Academy of Sciences" (Bd. 106, 27. Jänner 2009, DOI: 10.1073/pnas.0806746106) erschienen.
->   Studie
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"attract and introduce"-Modell
Für ihre Studie werteten die Soziologen und Politikwissenschaftler der Harvard University und der University of California die Daten von 142 Schüler-Netzwerken aus. Dabei verglichen sie genetisch identische eineiige Zwillinge mit zweieiigen Zwillingen. Die Lebensumstände sind bei den jeweiligen Paaren gleich, aus Unterschieden kann man daher auf den genetischen Einfluss schließen, so die Annahme der Forscher.

Üblicherweise gehen Simulationsmodelle sozialer Netze davon aus, dass alle Menschen gleich sind und daher alle Positionen annehmen könnten. Das könnte laut den Wissenschaftlern rund um James H. Fowler zu einem falschen Ergebnis führen, da sie zu wenig Wert auf individuelle Eigenschaften legen.

Daher haben die Forscher für ihr neues "attract and introduce"-Modell den Individuen jeweils zwei Eigenschaften zugeordnet: einen Wert für die Wahrscheinlichkeit als Freund zu gelten und einen Wert für die Neigung, zwei Freunde bekannt zu machen.
Gruppenposition genetisch mitbestimmt
Die Untersuchung ergab, dass sich die Netzwerke der identischen Zwillinge deutlich ähnlicher waren, was die Vererbungsthese stützt. Laut den Forschern ist demnach zu etwa 46 Prozent genetisch festgelegt, wer von wie vielen anderen als Freund bezeichnet wird. Auf die Anzahl der Personen, die der einzelne als Freund bezeichnen würde, haben die Gene aber interessanterweise keinen Einfluss.

Laut Studie ist außerdem genetisch festgelegt, wer einer einzigen, eng verflochtenen Gruppe angehört oder wer sich in vielen isolierten Gruppen bewegt, nämlich zu 47 Prozent. Die Tendenz eine zentrale Position zu haben wird zu 27 vererbt.

Die Erklärung der Forscher für dieses doch sehr erstaunliche Ergebnis: An den Rändern von sozialen Netzwerken zu sein, ist in Krankheitszeiten mitunter vorteilhaft. Im Zentrum hat man allerdings besseren Zugang zu nützlichen Informationen oder Nahrung. Das heißt, beide Eigenschaften könnten unter entsprechenden Umständen nützlich sein.

[science.ORF.at, 27.1.09]
->   James H. Fowler
 
 
 
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01.01.2010