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Klimawandel: Technische Maßnahmen im Vergleich  
  Ein britischer Forscher hat Maßnahmen gegen den Klimawandel verglichen: Eine Schwefelanreicherung der Atmosphäre wäre theoretisch am wirksamsten, von der Eisendüngung der Meere rät er ab.  
Strahlung stoppen, CO2 speichern
"Geo-Engineering" nennt sich die Strategie, den Klimawandel auf großtechnischem Weg zu stoppen oder zumindest einzudämmen. Im Prinzip gibt es dabei zwei Ansätze, nämlich die Reduktion der eingestrahlten Sonnenenergie sowie Schaffung von CO2-Speichern. Wie der "New Scientist" berichtet, hat der Geowissenschaftler Tim Lenton von Universität East Anglia nun einen Vergleich der verschiedenen Versionen erstellt.

Das Kriterium für seine Bewertung war das Verhältnis zwischen aufgenommener Sonnenenergie und an den Weltraum abgegebener Strahlung. Die Änderung des globalen Mittels dieser Strahlungsbilanz wird als "Radiative Forcing" bezeichnet. Positives Radiative Forcing bedeutet Erwärmung, negative Werte hingegen Abkühlung.

Sollte die Verbrennung fossiler Brennstoffe etwa so weiter gehen wie bisher, wäre beispielsweise eine Erhöhung des Radiative Forcing um sieben Watt pro Quadratmeter bis 2100 möglich. Zum Vergleich: Von 1750 bis 2000 kam es durch Anstieg der Treibhausgase in Summe zu einem Wert von 2,43 Watt pro Quadratmeter.
Schwefelschirm: Effektiv, aber gefährlich
Das wirksamste Mittel dagegen ist laut Lenton die Schwefelanreicherung der Atmosphäre. Sie schirmt die Sonnestrahlung ab und könnte eine Reduktion von 3,7 Watt pro Quadratmeter erbringen. Ein solcher Schwefel-Sonnenschirm müsste aber kontinuierlich erneuert werden, ansonsten würden die Temperaturen in nur wenigen Jahrzehnten um 5 Grad ansteigen.

Wie Forscher letztes Jahr im Fachblatt "Science" (Bd. 320, S. 1201) berichteten, hätte das allerdings einen gewichtigen Nachteil: Der Schwefel könnte große Teile der Ozonschicht zerstören, deren Erholung würde vermutlich Jahrzehnte dauern.
Gute Noten für künstliche Holzkohle
Die CO2-Aufnahmefähigkeit der Meere durch Eisendüngung zu erhöhen (eine Maßnahme, die gerade von einer deutschen Forschungsgruppe in der Antarktis getestet wird), ist für Lenton der falsche Weg. Er rechnet vor, dass die Menge an landwirtschaftlichem Dünger, die jetzt schon ins Meer gelangt, effektiver für das Algenwachstum ist, als ein gezielter Eintrag von Eisen.

Vielversprechender ist aus seiner Sicht die technische Umwandlung von landwirtschaftlichen Abfällen in Holzkohle, die dann vergraben wird. Das Maß der Reduktion entspricht zwar nur 0.4 Watt pro Quadratmeter bis 2100, dafür ist die Methode kostengünstig, erfordert keine komplizierte Technik und düngt den Boden.


Markus Grundtner, science.ORF.at, 29.1.09
->   New Scientist-Artikel
->   Tim Lenton
->   Geo-Engineering - Wikipedia
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->   Eisendüngung im Meer: Algen speichern mehr Kohlenstoff
 
 
 
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01.01.2010