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Herkunftsort der heiligen Stele von Lhasa entdeckt  
  Ein bedeutendes Wahrzeichen der tibetischen Kulturgeschichte konnte nun ein Wiener Forscher seinem Herkunftsort zuordnen: Die Steinstele stammt ursprünglich aus dem Tal Tri östlich der tibetischen Hauptstadt.  
Das erkannte der Anthropologe Guntram Hazod von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auf seiner jüngsten Forschungsreise in Zentraltibet. Die "Schöl-Stele" mit Inschriften steht heute vor dem Potala Palast in Lhasa, eine der früheren Residenzen des Dalai Lama.
Frühestes Zeugnis tibetischer Schrift
Die Inschriften-Stele ist etwa fünf Meter hoch. Ihre Inschriften stammen aus der Zeit Mitte des 8. Jahrhunderts und gelten laut dem Forscher als das früheste Zeugnis der tibetischen Schrift. Sie repräsentierten zugleich eine überaus bedeutende Quelle zur Geschichte des imperialzeitlichen Tibets (7. bis 9. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung).

Das erste historische Zeugnis für den Standort der Stele in Lhasa bilden Wandgemälde aus dem 17. Jahrhundert. "Mehrere Hinweise in den Quellen verweisen aber auf einen ursprünglich anderen Standort", so Guntram Hazod von der Forschungsstelle Sozialanthropologie der ÖAW.

Im Zuge seiner Feldforschung erkannte Hazod im Vorjahr als Herkunftsort der Stele das Tal Tri. Er geht davon aus, dass die Stele über 900 Jahre an diesem Platz gestanden hat, bevor sie Ende des 17. Jahrhunderts - nach Errichtung des Potala-Palastes - nach Lhasa transportiert wurde.
Inschrift gehörte zu Hügelgrab
Weiters entdeckte Hazod ein Hügelgrab, das in seiner Form und mit einer Länge von etwa 65 Metern mit den größten der tibetischen Königsgräber vergleichbar ist. Seine Lage unmittelbar neben dem ursprünglichen Standort der Stele lasse auf einen direkten Zusammenhang mit den Inschriften schließen. Das heißt, "dass das Grab aller Wahrscheinlichkeit nach die Ruhestätte jenes Mannes ist, dem die Inschriften gewidmet sind", so Hazod.

Dabei handle es sich um Ngänlam Tagra Lukhong, einen bedeutenden Heerführer und Großminister des tibetischen Reiches. Den Inschriften zufolge führte er die tibetischen Truppen zum Sieg über China und besetzte mit seiner Armee kurze Zeit die chinesische Hauptstadt (763 nach unserer Zeitrechnung).

"Der Text der Inschrift war jedoch vermutlich nicht das Motiv für die Überführung der Stele nach Lhasa, wo sie in einem neuen Kontext und als ein Element des architektonischen Ensembles des Potala eingeführt wurde", so Hazod.

[science.ORF.at/APA, 2.2.09]
->   Guntram Hazod (ÖAW)
 
 
 
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01.01.2010