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Zittern liegt auch in den Genen  
  Das Zittern der Hände - speziell übermäßiger Tremor - liegt auch in den Genen. Laut einer aktuellen Studie erhöhen Veränderungen im Gen LINGO1 das Risiko für einen sogenannten Essentiellen Tremor.  
Zu diesem Schluss kommt die erste internationale Assoziationsstudie in Kooperation mit der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Wien (MUW).
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Die Studie "Variant in the sequence of the LINGO1 gene confers risk of essential tremor" von Hreinn Stefansson et al. ist in der aktuellen Ausgabe von "Nature Genetics" (1. Februar 2009, DOI: 10.1038/ng.299) erschienen.
->   Studie (sobald online)
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Häufige Bewegungsstörung
Etwa drei bis fünf Prozent der Bevölkerung über 50 Jahren sind vom Essentiellen Tremor (ET) - einer der häufigsten neurologischen Bewegungsstörungen - betroffen. Der Großteil der ET-Patienten leidet unter einem Zittern der Hände, das bei manuellen Tätigkeiten auftritt und dadurch zu einer signifikanten Behinderung alltäglicher Tätigkeiten wie etwa dem Essen, Trinken oder Schreiben führen kann.

Die Störung tritt charakteristischerweise familiär gehäuft auf und hat nichts mit Morbus Parkinson oder Tremor infolge anderer Erkrankungen (z.B. Entzugserscheinungen bei Süchtigen) zu tun. Daher liegt eine maßgebliche Rolle genetischer Faktoren nahe. Die Suche nach einem verantwortlichen Gen war jedoch bis dato erfolglos.
Mögliche neue therapeutische Ansätze
Nun wurden die Ergebnisse der ersten genomweiten Assoziationsstudie bei ET mit dem isländischen Genomforschungsinstitut deCODE Genetics als Organisator präsentiert. Bei einer derartigen Studie wird das Genom von mehreren hundert Patienten mit möglichst vielen gesunden Kontrollpersonen verglichen und auf Hunderttausende Genvarianten (single nucleotide polymorphisms, SNPs) analysiert.

In der vorliegenden Studie wurden insgesamt 752 Betroffene und mehr als 15.000 Kontrollpersonen aus vier Ländern (Island, Österreich, Deutschland und USA) untersucht. Es konnte eine signifikante Verbindung der Erkrankung mit Varianten im Gen LINGO1 am Chromosom 15 gefunden werden. Diese Genvariante dürfte etwa für 20 Prozent der Fälle verantwortlich sein.

Wie aus früheren Untersuchungen bekannt ist, dürfte LINGO1 ein wichtiger Regulator für das Zellüberleben und die Zellregeneration im Zentralnervensystem. Möglicherweise ergeben sich hieraus in Zukunft auch neue therapeutische Ansätze.

[science.ORF.at/APA, 2.2.09]
->   Universitätsklinik für Neurologie
->   deCODE Genetics
 
 
 
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01.01.2010