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Gesundheitsbudgets sehr ungleich verteilt  
  2007 wurden weltweit zwei Milliarden Euro in Medizin für vernachlässigte Krankheiten investiert: 80 Prozent für Aids, Tuberkulose und Malaria, aber nur fünf Prozent für Durchfall-Erkrankungen wie Cholera.  
Die starken Unterschiede in den Gesundheitsbudgets zeigt ein Forscherteam um die Medizinerin Mary Moran vom George Institute for International Health in Australien auf.

Sie haben die erste allgemeine Studie über die weltweite Geldvergabe für Forschung und Entwicklung von Medikamenten gegen sogenannte vernachlässigte Krankheiten erarbeitet.
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Die Studie "Neglected Disease Research and Development: How much are we really spending?" ist in "PLoS Medicine" (Februar 2009, Band 6, Ausgabe 2) erschienen.
->   Studie
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Großer Bedarf, aber kein Markt
Bisher, so schreiben die Forscher, wurden in diesem Zusammenhang nur Ausgaben für Aids, Tuberkulose und Malaria untersucht. Das Kriterium der "Vernachlässigung" treffe aber auf viele weitere Krankheiten zu, etwa Infektionen durch parasitische Würmer, Meningitis und typhoides oder rheumatisches Fieber.

Da internationale Organisationen wie die WHO unterschiedliche Auffassungen von "vernachlässigten Krankheiten" haben, erstellten die Mediziner eine einheitliche Liste.

Die drei Kriterien der Auswahl für die Studie waren: Unverhältnismäßiges Auftreten einer Krankheit in Entwicklungsländern, der Bedarf an neuen Medikamenten und das Versagen des Marktes bei Bereitstellung dieser Medikamente.
Investitionen: 40 Prozent aus USA, Fünf Prozent aus EU
In fünf aufeinanderfolgenden Jahren sammelten die Forscher Daten über die weltweiten Investitionen in pharmazeutische Produkte für Immunisierung, Behandlung und Heilung. Die Zahlungen aus öffentlichen und privaten Mitteln beliefen sich auf insgesamt zwei Milliarden Euro. Rund 700 Millionen Dollar wurden für Aids ausgegeben, jeweils 400 Millionen Euro für Tuberkulose und Malaria.

700 Millionen Euro, also etwa 35 Prozent der weltweiten Investitionen, kamen von der US-Regierung bzw. deren Institutionen. Europäische Regierungen und die Europäische Kommission zahlten 95 Millionen Euro, also fünf Prozent - das meiste Geld kam aus Großbritannien und Schweden. 400 Millionen Euro stammten übrigens vom Auftraggeber der aktuellen Studie, der Bill & Melinda Gates Foundation.
Einfluss von Lobbyisten
Diese Ergebnisse lassen, so Mary Moran, darauf schließen, dass "Investitionsentscheidungen nicht nur von wissenschaftlichen oder epidemiologischen Erwägungen beeinflusst sind, sondern vom Einfluss von Lobbying und Fundraising-Gruppen, aber auch von Förderreglungen, die bestimmte Krankheiten bevorzugen."

Dies sei besonders bedenklich, da die Bekämpfung von Krankheiten mit hoher Sterblichkeitsrate - Durchfallerkrankungen und bakterielle Pneumonie - gerade einmal mit 6,8 Prozent der Geldmittel budgetiert sind.

Im Jahr 2004 waren laut WHO-Angaben zwar 3,5 Prozent der weltweiten Todesfälle auf Aids zurückzuführen, 3,7 Prozent jedoch auf Durchfallerkrankungen.

[science.ORF.at, 4.2.09]
->   Mary Moran, George Institute for International Health
->   Statistiken zu weltweiten Todesfällen (WHO)
->   The Bill and Melinda Gates Foundation
 
 
 
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01.01.2010