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3-D-Modell der größten "Totenstadt" Roms  
  Die 15 Kilometer langen Gräbergänge machen die Domitilla-Katakombe zur größten Roms: Wiener Forscher haben sie mit Hilfe eines speziellen Scanners nun exakt vermessen und ein 3-D-Modell erstellt.  
Ein Objekt in der Größe der Nekropole sei bisher nicht komplett erfassbar gewesen, meinte der Archäologe Norbert Zimmermann von der Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die Vermessungsarbeiten der Katakombe, die zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert genutzt wurde, hat sein zehnköpfiges Team mit Ende Jänner abgeschlossen.
Erste Karte seit 400 Jahren
"Seit rund 400 Jahren kennt man die Katakombe. Aber in dieser Zeit entstand kein einziger exakter Plan", so Zimmermann. Dabei stammt die erste "Karte" des Gänge-Labyrinths aus dem Jahr 1632. Sie diente nur der Orientierung. Selbst die letzte bekannte Darstellung ist eine einfache Schwarz-weiß-Strichzeichnung aus dem Jahr 1975.

Das dürfte laut Zimmermann an der Größe des Monuments liegen. Ein von der niederösterreichischen Firma Riegl entwickelter 3-D-Scanner eröffnete den Wissenschaftlern nun neue Möglichkeiten für die Datenerfassung.
Scanner plus Kamera nehmen komplette Umgebung auf
 
Bild: APA/Zimmermann, Kanngiesser

3-D-Modell der Domitilla-Katakombe

Der Scanner nimmt seine Umgebung in 360-Grad-Panorama-Scans und mit einem Öffnungswinkel von 90 Grad auf. Er bildet den Raum als eine Punktewolke (jeder Punkt hat eine XYZ-Koordinate) ab. Im Blickfeld des Scanners temporär angebrachte Reflektorenpunkte dienen zur Verkettung der einzelnen Aufnahmen: Für ein Folgebild wird die Position des Scanners so verändert, "dass man mindestens fünf der Reflektorenpunkte wiedersieht.

So können die einzelnen Punktewolken direkt aneinandergehängt werden". Zugleich werden über eine über dem Scanner montierte Kamera Fotos aufgenommen, "so dass man die Scanner-sofort mit Farbinformationen verbinden kann", so Zimmermann.
Gemälde speziell berücksichtigt
Bild: APA/Zimmermann, Kanngiesser
Die vollständige Dokumentation der Katakombe basiert auf etwa 2.000 einzelnen Scan-Positionen und umfasst eine gigantische Punktewolke mit etwa drei Milliarden Punkte.

Um allerdings dort, wo Katakomben-Malerei vorkommt, genügend scharfe Bilder zu haben, werden noch einmal getrennt hochaufgelöste digitale Bilder der Gemälde angefertigt.

Über ein ebenfalls speziell entwickeltes Verfahren können diese erstmals voll automatisiert mit dem Raummodell verschnitten werden. "So kann man die Malereien in der Genauigkeit auch sehen, wie man sie gerne sehen will."
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Drittel der Malerei bisher unbekannt
Der größte Teil der christlichen Bestattungen in der Domitilla-Katakombe sind schlichte Armengräber. Mit über 80 ausgemalten Grabräumen für betuchte Verblichene bietet die Nekropole laut Norbert Zimmermann aber zudem "einen der größten Bilderschätze, die aus der Katakomben-Malerei bekannt sind". Bei ihrer Dokumentationsarbeit stießen die Forscher auch auf bisher unbekannte Gemälde, "ein Drittel der Malerei ist bisher nicht wissenschaftlich erschlossen gewesen".
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Ein 3-D-Modell zum Herumschreiten
 
Bild: APA/Zimmermann, Kanngiesser

3-D-Modell der Domitilla-Katakombe

Auf dem Bildschirm zeigt sich dem Betrachter nun das 3-D-Modell der Katakombe: Er kann Gänge abschreiten, Grabkammern betreten und die ansonsten in der Katakombe von Dunkelheit umgebene Malerei studieren. Zudem kann man sich aus der Totenstadt herauszoomen und aus der Vogelperspektive die Architektur betrachten. Bisher ist die von Zimmermann verwendete Hightech-Datenerfassung "in der archäologischen Welt in einem so großen Maßstab selten bis gar nicht verwendet worden".

So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Team auf Fachkonferenzen nicht seltener über die Vorteile des Systems und den Erfolg ihres Pilotprojekts spricht als über ihre kunstgeschichtlichen Entdeckungen in der Nekropole.

[science.ORF.at/APA, 5.2.09]
->   Das Domitilla-Projekt, ÖAW
->   Institut für Kulturgeschichte der ÖAW
 
 
 
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01.01.2010