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Körpersprache verrät sozialen Status  
  Goldene Uhren, ein Sportwagen und das neueste Hemd vom Markendesigner: Mit Statussymbolen lässt sich die eigene Herkunft einfach unterstreichen - oder auch kaschieren. Dass Letzteres nicht ganz so einfach ist, zeigt eine Studie von US-Psychologen. Die "kleinen Unterschiede" der sozialen Herkunft sind ihr zufolge in die Körper eingeschrieben.  
Während sich Personen aus einem "guten Stall" tendenziell asozial verhalten, erweisen sich Menschen aus bescheideneren Verhältnissen kontaktfreudiger, berichten Michael Kraus und Dacher Keltner von der University of California.

Sie haben die unterschiedlichen Verhaltensmerkmale bei einem Versuch mit Studenten festgestellt und ihre Ergebnisse in "Psychological Science" (Bd. 20, S. 99) veröffentlicht.
Herumkritzeln statt Augenkontakt
106 angehende Psychologen wurden von ihnen zu einem vermeintlichen Bewerbungsgespräch geladen. Jeweils zwei Probanden sollten ein kurzes Gespräch führen, um sich kennen zu lernen.

Dabei beschäftigten sich Probanden mit wohlhabenden und gebildeten Eltern deutlich weniger mit ihren Gegenübern. Sie kritzelten stattdessen mit ihrem Kugelschreiber auf ein Blatt Papier, spielten mit persönlichen Dingen und beschäftigten sich mit ihrer Kleidung.

Jene Versuchsteilnehmer, die aus einfacheren Verhältnissen stammten, waren gegenüber ihren Partnern weit aufmerksamer. Sie nickten häufiger mit dem Kopf, lachten und suchten öfter Augenkontakt mit den anderen.
Geld macht unabhängig
In einem zweiten Testschritt zeigten die Forscher einer anderen Gruppe von Probanden Videoaufnahmen der vermeintlichen Bewerbungsgespräche und baten sie, Vermutungen über die Herkunft der gezeigten Personen anzustellen. Das Ergebnis: Mit statistischer Sicherheit schafften es die Ausgewählten, diese richtig zu bestimmen. Da die Videosequenzen tonlos vorgespielt wurden, schließen die Forscher, dass die Aussagen alleine aufgrund der Körpersprache getroffen wurden.

Bei der Interpretation ihrer Studie geben sich die Forscher vorsichtig. Michael Kraus vermutet, dass wohlhabendere Menschen unabhängiger seien und sich dies in der Unterhaltung durch weniger Aufmerksamkeit gegenüber den anderen zeige. "Diese Unabhängigkeit zeigt sich im nonverbalen Verhalten während des sozialen Handelns", so Kraus.

Menschen mit niedrigerem sozioökonomischen Status, so lässt sich im Umkehrschluss annehmen, sind auch sozial "bedürftiger" - und versuchen deshalb eher in Kontakt mit anderen zu treten.

[science.ORF.at, 9.2.09]
->   Michael Kraus
->   Dacher Keltner
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01.01.2010