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Netzwerkanalyse: Zehn AGs regieren Weltbörsen  
  Netzwerkanalytiker zeigen, dass nur zehn Aktiengesellschaften die Börsen der Welt kontrollieren. Zwei dieser Wirtschaftsstützen wackeln, es sind angeschlagene Banken.  
Das Netzwerk globaler ökonomischer Verflechtungen scheint undurchschaubar. James Glattfelder und Stefano Battiston, zwei Physiker der ETH Zürich, stellten sich dennoch der Aufgabe, in diesem Wirrwarr das "Rückgrat des Weltmarktes" zu finden.
Machtkonzentration in USA
In der ersten Untersuchung staatenübergreifender Eigentumsnetzwerke von 48 Ländern kamen sie zum Ergebnis, dass eine kleine Elite an Aktionären den weltweiten Börsenhandel beherrscht. (Studie)

Glattfelder und Battiston fanden jene zehn Global Player, welche die größte Kontrolle über die Aktienmärkte ausüben. Diese Aktiengesellschaften tauchen in den 48 untersuchten Märkten am häufigsten auf, und sind multinationale Konzerne im Banken- und Versicherungswesen. Von den zehn Konzernen sind sieben amerikanisch und drei europäisch.
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Die einflussreichsten Konzerne
1. The Capital Group Companies (USA)
2. Fidelity Management & Research (USA)
3. Barclays PLC (Großbritannien)
4. Franklin Resources (USA)
5. AXA (Frankreich)
6. JPMorgan Chase & Co (USA)
7. Dimensional Fund Advisors (USA)
8. Merrill Lynch & Co (USA)
9. Wellington Management Company (USA)
10. UBS (Schweiz)
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Mächtige Pleitebanken
Es ist wenig überraschend, dass "The Capital Group Companies", eine der größten Investment-Management-Organisationen, auf dem ersten Platz rangiert. Der Konzern verfügt über Mittel in Höhe von einer Billion US-Dollar. Zwei der Top-Platzierten sind dagegen alles andere als sichere Stützen der Weltwirtschaft - die Pleitebank Merrill Lynch & Co und die schwer angeschlagene Schweizer Großbank UBS.

Banken und Versicherungen dominieren das Ranking. Erst auf Platz 25 findet sich ein Land, nämlich Singapur. Einzelpersonen fehlen im allgemeinen Ranking zur Gänze, sie tauchen nur bei den Staaten-Rankings auf - Warren Buffett ist etwa auf Platz 9 in den USA.
Kompliziertes Problem, einfache Lösung
Zu ihren Ergebnissen kamen die Physiker mithilfe einer modifizierten Netzwerkanalyse. Eine reine Momentaufnahme der Verflechtungen der Aktiengesellschaften im Wirtschaftsgefüge wäre dafür zu wenig gewesen. So hätten die Forscher nur die ökonomischen Verschlingungen des Wirtschaftssystems sehen können, ohne sie jedoch zu entwirren.

Die dynamischen Vorgänge des Aktienhandels kommen in einer solchen statischen Momentaufnahme nicht hervor. Als entscheidende Variable haben die Forscher deshalb den Börsenwert von Unternehmen einberechnet, also wie sich die Eigentümerverhältnisse von Aktiengesellschaften durch An- und Verkauf von Anteilen ändern. Aus diesem Wert lässt sich extrapolieren, welche Anteilseigner von globaler Ebene aus wie viel Kontrolle an welchen Punkten ausüben.

Markus Grundtner, science.ORF.at, 11.2.09
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01.01.2010