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Frauen und Männer bewerten Schönheit unterschiedlich  
  Dass Frauen und Männer unterschiedlich wahrnehmen und denken, haben schon zahlreiche Gehirnstudien zu belegen versucht. Laut einer aktuellen Untersuchung bewertet das weibliche Gehirn auch die Schönheit eines Gemäldes anders als das männliche. Während bei Männern nur die rechte Hirnhälfte aktiv wird, nutzen Frauen beide Hirnhälften.  
Als Evolutionsbiologen verstehen Camilo J. Cela-Conden und sein Team die Unterschiede nicht als Ausdruck individueller Entwicklungen von Menschen, sondern der Evolution. In diesem Sinn sind die Ergebnisse vermutlich ein Resultat der evolutionären Aufspaltung menschlicher Gesellschaften in männliche Jäger und weibliche Sammler.
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Die Studie "Sex-related similarities and differences in the neural correlates of beauty" von Camilo J. Cela-Conden ist in der aktuellen Ausgabe der "Proceedings of the National Academy of Sciences" (23.Februar 2009, DOI: 10.1073/pnas.0900304106) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie (sobald online)
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Unterschiedliche Aktivitätsmuster
Die internationale Forschergruppe um Camilo Cela-Conde von der Universität der Balearischen Inseln in Palma de Mallorca ließ je zehn männliche und weibliche Probanden verschiedene Malereien und Szenen des städtischen und ländlichen Lebens als "schön" oder "nicht schön" bewerten.

Währenddessen überwachten die Forscher mit Hilfe eines Magnetenzephalographen (MEG) ihre Gehirnaktivität. Mit dieser Methode kann man Veränderungen in den Magnetfeldern des Hirns messen, die wiederum durch Nervenaktivitäten ausgelöst werden. Während bei Frauen beide Hirnhälften aktiviert wurden, beschränkte sich die Aktivität bei Männern auf den rechten Scheitellappen.

Bei beiden Geschlechtern war die Aktivität im Scheitellappen 300 bis 900 Millisekunden nach dem ersten Betrachten des Bildes am stärksten. Die leicht verzögerte Gehirnreaktion zeigt laut den Forschern, dass die Unterschiede zwischen Mann und Frau tatsächlich die Bewertung im Gehirn und nicht die unmittelbare Wahrnehmung betrafen.
Eine Folge der frühen Aufgabenteilung
Solche geschlechtsspezifischen Unterschiede werden auch bei anderen Wahrnehmungsprozessen diskutiert. Hirnforscher vermuten, dass Frauen räumliche Beziehungen eher kategorisch einteilen (z.B.: oben und unten, vor und hinter, innen und außen), während Männer wie in einem Koordinatensystem exakte Distanzen zwischen Objekten abspeichern.

Dies sei vermutlich bei der frühen Aufgabenteilung in menschlichen Gesellschaften von Vorteil gewesen. Für die Koordinatensysteme sei vorrangig die rechte Hirnhälfte zuständig, während die Kategorien eher in der linken Hirnhälfte gebildet würden, schreiben die Forscher. Vermutlich sei die Wahrnehmung von Schönheit an dieselben Prozesse im Gehirn geknüpft.

Zudem deuteten die vorliegenden Ergebnisse darauf hin, dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen erst nach der evolutionären Trennung der Menschen von den Schimpansen entstanden. Schließlich habe die hauptsächliche Entwicklung des Stirnlappens erst nach dieser Trennung stattgefunden.

[science.ORF.at/APA/dpa, 23.2.09]
->   Camilo J. Cela-Conde
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01.01.2010