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"Atemnot" der Zellen lässt Tumore wachsen  
  "Atemnot" der Zellen lässt Tumore rasant wachsen. Anhand von Bäckerhefe konnten Grazer Forscher nachweisen, dass eine verminderte Atmung in Zellen eine Voraussetzung für Tumorentstehung sein kann.  
Demnach vermindert die reduzierte Zellatmung den natürlichen Zelltod, sodass Zellen unkontrolliert überleben können.
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Die Studie "The Warburg Effect Suppresses Oxidative Stress Induced Apoptosis in a Yeast Model for Cancer" von Christoph Ruckenstuhl et al. ist online in "PloS ONE" (DOI: 10.1371/journal.pone.0004592) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie
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Störung beim programmierten Zelltod
Schwere Krankheiten wie auch Krebs können mit Störungen im programmierten Zelltod zusammenhängen. Während bei Krebserkrankungen früher häufig von einer unkontrollierten Zellvermehrung gesprochen wurde, ist heute klar, dass bei der Mehrzahl der Tumore die sogenannte Apoptose, also das Absterben von Zellen, gestört ist.

Die Grazer Forscher rund um Frank Madeo und Christoph Ruckenstuhl vom Institut für Biowissenschaften an der Universität Graz beschäftigen sich mit Mechanismen, die zum kontrollierten Absterben von Zellen führen. Sie untersuchen Hefezellen (Saccharomyces cerevisiae), die Rückschlüsse auf den Menschen erlauben.

"Hefezellen sind mit jenen des Menschen gut vergleichbar, vor allem in punkto Zellwachstum", erklärte Madeo. Hefezellen lassen sich im Labor besonders leicht manipulieren und werden daher vielfach als Modellorganismen herangezogen.
Zellen können unkontrolliert überleben
Für ein mögliches Wachstum benötigen Tumorzellen Energie. "Krebs ist nichts anderes als ein wildwachsender Zellhaufen, der ungewöhnlich viel Energie verbraucht", so Madeo. Die bisherige Forschung habe hauptsächlich auf einen möglichen Zusammenhang zwischen gesteigerter Glycolyse (anaerober Vergärung) in den Zellen und Tumorwachstum fokussiert, während die verminderte Atmungsaktivität weitgehend unbeachtet blieb, so die beiden Forscher.

Madeo und Ruckenstuhl konnten nunmehr anhand des Hefemodells zeigen, dass die Reduzierung der Zellatmung den natürlichen Zelltod - die Apoptose - vermindert und Zellen unkontrolliert überleben lässt. Erhöhte Atmungsaktivität würde hingegen das Wachstum von Tumoren hemmen.

Ob mit der neuen Erkenntnis der Kampf gegen Krebs erleichtert wird und sich damit neue Therapie-Möglichkeiten auftun, sind für Madeo - noch - Spekulationen. Der Molekularbiologe verweist jedoch auf Auffälligkeiten: "Interessanterweise ist Ausdauersport eine der besten vorbeugenden Maßnahmen gegen Krebs. Dabei wird sowohl die Sauerstoffversorgung des Körpers erhöht, als auch Zucker verbraucht - beides Gift für die Krebszelle."

[science.ORF.at/APA, 2.3.09]
->   Frank Madeo
 
 
 
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01.01.2010