News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Veranstaltungsreihe: Wissenschaft(ler) im Wandel  
  Kultur und Praxis der Wissenschaft verändern sich zusehends. Den Hintergründen und Auswirkungen dieser Änderungen widmet sich die vierteilige Veranstaltungsreihe "Wissenschaft im Wandel", die am 27.3. startet.  
Veranstalter ist das Institut für Wissenschaftsforschung der Universität in Kooperation mit der Ö1-Wissenschaftsredaktion und der Reihe Konturen.

Eine Reihe von Kompetenzen sind notwendig

Das Leben eines Wissenschaftlers von heute ist von Beginn seiner Karriere an von Leistungs- und Erfolgsdruck geprägt: Es gilt, den "richtigen" Dissertationsbetreuer zu finden, die "beste" Post-Doc-Forschungsstelle zu ergattern, mit herausragenden Publikationen zu brillieren und einen hohen Impact-Faktor vorweisen zu können. Um im internationalen Vergleich bestehen und im Wettbewerb um die Forschungsgelder mithalten zu können, werden außerdem in immer kürzeren Abständen wissenschaftliche Ergebnisse und Innovationen verlangt.

Gleichzeitig erwartet man von den Wissenschaftlern ein Höchstmaß an Managementfähigkeiten, sozialer und kommunikativer Kompetenz, Mobilität und Flexibilität, Dialogfähigkeit und Talent, die eigene Forschungsarbeit medienwirksam und gewinnbringend zu "vermarkten". Kreativität und Neugierde werden schweigend vorausgesetzt.
Nachhaltige Veränderungen
Längst reicht es also nicht mehr aus, gute Wissenschaft und Forschung zu betreiben, um im wissenschaftlichen Arbeitsmarkt bestehen und Karriere machen zu können. Ganz im Gegenteil unterliegen die Lebens- und Arbeitswelt der Wissenschaftler auf Grund aktueller gesellschaftlicher Prozesse einem tief greifenden Wandel, der sich nicht nur auf die Akteure und den wissenschaftlichen Betrieb an sich auswirkt, sondern auch nachhaltig Kultur und Praxis der Wissensproduktion verändert.

Besonders deutlich kann man diese Wandel im Bereich der Lebenswissenschaften beobachten: Dieses naturwissenschaftliche Feld unterliegt einem immer rascheren Prozess der Innovation, eng gekoppelt mit gesellschaftlichen/ökonomischen Erwartungen und Werten.
Die Veranstaltungsreihe
Vor welchen Herausforderungen stehen die Wissenschaftler im Zusammenhang mit dem Wandel der Rahmenbedingungen? Wie wirkt sich der veränderte Kontext auf die Personen und ihre Arbeit im speziellen, aber auch auf die "scientific community" im Allgemeinen aus? Diesen Fragen nähert man sich im Zuge der Veranstaltungsreihe "Wissenschaft im Wandel: Neue und alte Konturen des Lebens und Arbeitens in den (Lebens)Wissenschaften".

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Konturen - Standpunkte zur öffentlichen Repräsentation von Wissenschaftler/Innen und in Kooperation mit der Ö1-Wissenschaftsredaktion skizziert das Institut für Wissenschaftsforschung der Uni Wien in vier Veranstaltungen diese Änderungen in der Realität wissenschaftlichen Lebens und Arbeitens. Die wissenschaftlichen Präsentationen stehen im Dialog mit Kunst-Performances, die der Künstler Peter Brandlmayer organisiert und entwickelt hat.
...
Wissenschaft im Wandel
Die Veranstaltungsreihe "Wissenschaft im Wandel: Neue und alte Konturen des Lebens und Arbeitens in den (Lebens)Wissenschaften" findet am 27.3., 3.4., 24.4. und 30.4. jeweils ab 19:30 Uhr im Böckelsaal der TU Wien (Karlsplatz 13, 1040 Wien) statt.
...
ELSA-Studie als Basis
Die Veranstaltungsreihe basiert auf den ersten wissenschaftlichen Ergebnissen der ELSA-Studie "Living Changes in the Life Sciences", die das Institut für Wissenschaftsforschung unter der Projektleitung von Ulrike Felt (Team: Joachim Allgaier, Maximilian Fochler, Ruth Müller) im Rahmen des GEN-AU Genomforschungsprogramms durchführt. ELSA-Projekte widmen sich ethischen, legalen/rechtlichen und sozialen Aspekten der Genomforschung.

Üblicherweise betrachtet man bei diesen Projekten die Auswirkungen der Wissenschaft auf die Gesellschaft. In der aktuellen Studie versuchen die Wissenschaftsforscher die Denkrichtung umzudrehen und der Frage nachzugehen, wie sich ethische, soziale und rechtliche Aspekte auf die Forschung auswirken beziehungsweise in diese schon integriert sind.
Gesellschaft und Forschung
Mit dem Ziel, die gegenseitige Beeinflussung von Gesellschaft und (Lebens)Wissenschaften aufzuzeigen, untersuchen die Sozialwissenschaftler in diesem Projekt Veränderungen in Forschungskultur und Wissensproduktion. Auf Basis von rund 50 qualitativen Interviews mit Forschern und Forscherinnen in ganz Österreich, intensiver Feldforschung im Wissenschaftsbetrieb selbst und eingehender Medien- und Politikfeldanalyse erörtert das Team die Frage, in welcher Weise "Gesellschaft" in den Wissenschaften präsent ist.

Wesentlicher Aspekt der Studie ist die Diskussion und Reflexion der beobachteten Veränderungsprozesse mit der "scientific community" der Lebenswissenschaften selbst, ebenso wie mit einer breiteren Öffentlichkeit. Die Veranstaltungsreihe dient daher nicht zuletzt als Plattform zur öffentlichen Diskussion der Ergebnisse.
Veranstaltungen im Detail
Wege in die Wissenschaft: Warum wird man Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin? Was bedeutet es, ein (Lebens)wissenschaftler zu sein? Die erste Veranstaltung am Freitag, den 27. März 2009, widmet sich den Erzählungen von Forschern über ihren persönlichen Weg in die Wissenschaft und den damit in Zusammenhang stehenden gesellschaftlichen Bildern von Wissenschaft. Künstlerisch begleitet wird die Präsentation von ETYMTONES -Soundinterpretationen zu literarischen, wissenschaftlichen und philosophischen Texten.

Unter Zeitdruck: Zeit ist heutzutage eine immer knappere Ressource - auch in der Welt der Wissenschaft. Welche Auswirkungen dies auf das produzierte Wissen und auf die Wissenschaftler selbst hat, zeigt der wachsende Druck, relevante "Outputs" - Publikationen, Patente - zu produzieren, die im internationalen Wettbewerb bestehen können. Die zweite Veranstaltung am Freitag, den 3. April 2009 nimmt sich der Fragen an, was dieser Druck für die (Lebens)Wissenschaft bedeutet. Das Wiener Soundkollektiv untermalt die Veranstaltung mit "Translectures", einer Toninstallation zwischen Text, Klang und Bild.
Einzelleistung oder Kollektiv
Gemeinsam oder einsam? Hochdotierte Auszeichnungen wie der Nobel- oder Wittgensteinpreis werden zwar an einzelne herausragende Persönlichkeiten vergeben. Die Forschungsarbeit passiert aber - vor allem in den Lebenswissenschaften - meist im Team. Dieser Diskrepanz zwischen der Ehrung exzellenter Einzelleistungen und der Wissenschaft als kollektiver Prozess nähert sich die dritte Veranstaltung am Freitag, den 24. April 2009.

In der polymedialen Performance "H.M. oder das nicht festgestellte Tier" erzählt Peter Brandlmayer über einen Menschen, der bei seinen Bemühungen, der Art "Homo sapiens" zu entsprechen, auf einen ganz anderen Menschen trifft, den "Homo Demens".
Neue Identitätsmuster
Alte und neue Mythen: Auch die Wissenschaft hat ihre Mythen - über bessere Zeiten ebenso wie über herausragende Pioniere, Entdecker und Erfinder. Ihre Geschichten prägen das Berufs- und Lebensbild ganzer Generationen von Wissenschaftlern. Längst entspricht die Realität des modernen Wissenschaftssystems nicht mehr den Vorstellungen früherer Zeiten. Es gilt, neue Mythen zu finden.

Wie wäre das Leben, der Alltag und die Karriere in der Wissenschaft heute zu erzählen? Welche neuen Identitätsmuster lassen sich finden? Diesen Fragen widmet sich die vierte Veranstaltung am Freitag, den 30.April 2009. Otmar Wagner und Florian Feigl präsentieren vorab ihre "Enzyklopädie der Performancekunst", ein umfassendes Werk aller performativen Materialien und Handlungen.

Eva-Maria Gruber, science.ORF.at, 20.3.09
...
->   Institut für Wissenschaftsforschung
...
->   Mehr zur ELSA-Studie
->   Veranstaltungsreihe Konturen
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010