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Herzprobleme durch Liebeskummer  
  "Und sie starb an gebrochenem Herzen" - was wie ein Zitat aus einem konventionell gestrickten Liebesroman klingt, ist medizinisch belegt: Das Syndrom des gebrochenen Herzens gibt es wirklich.  
Irrtümliche Infarktbehandlung
Das Syndrom wurde erstmals in den 90er Jahren durch japanische Forscher beschrieben, in der Fachliteratur ist es auch als "Takotsubo-Kardiomyopathie" bekannt. Es äußert sich durch herzinfarktähnliche Symptome, die sich nach einem körperlich oder emotional belastenden Ereignis einstellen. Forscher vermuten, dass Stresshormone wie etwa Adrenalin für die Beeinträchtigung des Herzmuskels verantwortlich sind.

Unbekannt war bislang, wie Akutfälle am besten zu behandeln sind. Hinweise auf die richtige Therapieform können Fachleute nun in einer Studie finden, die im "American Journal of Cardiology" (Bd. 103, S. 1015) erschienen ist. Darin beschreiben Forscher die Krankengeschichten von rund 50 Patienten, die mit zum Teil akuten Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert wurden - offenbar aufgrund gebrochener Herzen.

"Für uns Kardiologen ist die Diagnose des Syndroms schwierig", sagt Studienleiter Richard Regnante von der Brown Medical School. "Mit den neuen Daten verstehen wir nun den Krankheitshergang besser, diese Einsicht wird auch der Behandlung dienen." Die ist bislang offenbar nicht optimal verlaufen: Patienten wurden, wie die Studie zeigt, oft mit Medikamenten behandelt, die üblicherweise bei akuten Problemen mit Herzkranzgefäßen verabreicht werden, also etwa Aspirin, Betablockern, ACE-Inhibitoren und Statinen.
Physiologie: Zwei Theorien
Wie die Herzerkrankung medizinisch zu bewerten ist, bleibt auch jetzt nicht vollständig geklärt. Eine Theorie lautet, das gebrochene Herz sei nichts anderes als ein Herzinfarkt, der sich vorzeitig manifestiert und daher keinen bleibenden Schaden am Herzmuskel hinterlässt. Alternativ dazu gibt es auch die Auffassung, das Ganze habe gar nichts mit den Herzkranzgefäßen zu tun und sei ausschließlich ein Problem des Herzmuskels.

Regnante glaubt, dass Letzteres richtig ist. Erfahrungen zeigen, dass Herzinfarkte vor allem in den Wintermonaten auftreten, Patienten mit gebrochenen Herzen indes wurden der Studie zufolge vor allem im Frühjahr und im Sommer eingeliefert. "Das könnte darauf hinweisen, dass das Syndrom kein verfrühter Herzinfarkt ist", sagt Regnante. "Aber Beweis ist das natürlich keiner."

[science.ORF.at, 26.3.09]
->   Brown Medical School
->   Stress-Kardiomyopathie - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010