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Soziologe: "Dopingproblem nicht lösbar"  
  Im Zuge der Doping-Affären im österreichischen Spitzensport melden sich nun auch Sportwissenschaftler zu Wort. Sie betonen: Doping sei nicht nur ein sportliches, sondern vor allem ein gesellschaftliches Problem.  
"Bei Künstlern ist das völlig gleich"
"Wir stehen unter großem Leistungsdruck. Der Umgang mit Mitteln, die Leistungsfähigkeit steigern, ist ein lockerer geworden", erklärte der Wiener Sportwissenschaftler Norbert Bachl im APA-Gespräch. "Jeder, der eine Spitzenleistung bringt, hat dafür irgendein Mittel", ergänzt Kollege Günther Mitterbauer vom Innsbrucker Institut für Sportwissenschaft. "Bei Sängern und Künstlern ist das völlig gleich."

Nur der Sport nehme für sich in Anspruch, ohne Hilfsmittel auszukommen. Der Grund liege vor allem in der erzieherischen Vorbildfunktion, die mit sportlicher Leistung verbunden werde. Einen Beitrag zur langen Toleranz des Dopings habe im Gegenzug der historische Konkurrenzkampf verschiedener Länder geleistet, der oft über Athleten ausgetragen worden sei. Mitterbauer: "In welchen Bereich gibt es sonst einen direkten Nationenvergleich?"
Kontrollen und Fair-Play
Der Wiener Sportsoziologe Otmar Weiß hält einen Ausweg aus dem derzeitigen Dilemma nicht für möglich: "Das Dopingproblem ist nicht lösbar", betonte er. "Am Prinzip hat sich seit Jahrtausenden nichts geändert: Jeder versucht sich mit irgendwelchen Mitteln Vorteile zu verschaffen."

Die Logik des Spitzensports entspreche jener der "Asterix"-Comics, in denen ein Zaubertrank den Galliern gegenüber den römischen Besatzern einen unsagbaren Vorsprung verschaffe. Nach diesem Prinzip würde Sportlern trotz Strafen die "Kunst" abverlangt, Leistung auf unnatürlichem Weg zu steigern - und dabei nicht erwischt zu werden. "Irgendwie bekommt der Athlet auch genau dadurch Anerkennung", so Weiß.

Weiß plädiert für umfassende Kontrollmöglichkeiten und eine Wiederbelebung des Fair Play-Prinzips: "Darum geht es im Sport, das macht auch seine Popularität und seine Faszination aus." Eine Kriminalisierung der Athleten habe seiner Meinung nach hingegen kaum abschreckende Wirkung. Sein Kollege Bachl befindet eine ernsthafte Diskussion über Strafmöglichkeiten für Sportler hingegen für durchaus sinnvoll.

[science.ORF.at/APA, 2.4.09]
->   Zentrum für Sportwissenschaft - Uni Wien
->   Institut für Sportwissenschaft - Uni Innsbruck
 
 
 
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01.01.2010