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Selbstbewusstsein erhöht Schulerfolg  
  Die Leistung von Schülern aus Minderheiten lässt sich durch gezielte Verbesserung ihres Selbstwerts deutlich steigern. Laut einer aktuellen US-Studie zeigen derartige Interventionen sogar nachhaltige Wirkung.  
Schon vor zwei Jahren hatten die Forscher untersucht, wie eine einfache Schreibübung zur Festigung der Identität die Noten afroamerikanischer Schüler verbesserte. Bei der erneuten Überprüfung ihrer Leistung stellten sie nun fest, dass der Effekt erstaunlicherweise bis heute anhält.
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Die Studie "Recursive Processes in Self-Affirmation: Intervening to Close the Minority Achievement Gap" von G.L. Cohen et al. ist in der aktuellen Ausgabe von "Science" (17. April 2009, DOI: 10.1126/science.1170769) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie
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Negative Selbsteinschätzung umpolen
Dass eine negative Selbsteinschätzung - basierend auf Klischees und Stereotypen - nicht unbedingt die Leistung verbessert, ist wenig überraschend. Aber umso erstaunlicher ist es, dass man diesen Zustand mit relativ simplen Mitteln verändern kann, wie die Forscher rund um Geoffrey Cohen von der University of Colorado at Bouleder in ihrer ersten Studie vor zwei Jahren nachweisen konnten.

Damals erhielten die Schüler zu Beginn des Schuljahres eine Schreibübung, bei der sie einen kurzen Text darüber verfassen mussten, was ihnen im Leben wichtig ist oder was sie besonders gut können. Eine Kontrollgruppe musste über jene Dinge schreiben, die für sie den geringsten Wert aufweisen. Ziel der Aufgabe war die Selbstbestätigung der benachteiligten Kinder.

Der positive Effekt war deutlich: Die Übung reduzierte in jener Gruppe, die über positive Werte geschrieben hatte, den Leistungsunterschied zwischen der ethnischen Minderheit und dem Rest der Klasse um 40 Prozent.
->   Minderheiten: Bessere Noten durch Selbstbewusstsein (1.9.06)
Noten langfristig verbessert
Für ihre aktuelle Studie haben die Forscher nun untersucht, ob die Wirkung bis heute anhält. Die Noten der damaligen Probanden sprechen jedenfalls dafür: Im Durchschnitt stiegen sie um 0,24 Punkte auf einer vierteiligen Skala. Am meisten haben die schlechtesten Schüler afroamerikanischer Herkunft profitiert, bei ihnen stieg der Wert gar um 0,41 Punkte.

Laut den Wissenschaftlern weiß man auch aus anderen Studien, dass die schulische Umgebung erheblichen Stress erzeugen kann, besonders betroffen sind Schüler aus Minderheiten.

Deren häufig recht negative Selbsteinschätzung, bestätigt durch die Reaktionen des Umfelds, befördert die Schüler in eine Art Abwärtsspirale. Und genau diese gelte es laut Cohen zu durchbrechen und zwar rechtzeitig.
Möglichst frühe Intervention
Denn die Studie zeigte auch, dass die Leistungen im Laufe eines Schuljahrs in engem Zusammenhang mit dem schulischen Erfolg in den ersten Wochen des Jahres stehen. Der Stress verstärkt sich vermutlich aufgrund des schlechten Starts, das führt zu schlechteren Noten und die negative Selbstwahrnehmung wird erneut bestätigt.

Für die Forscher ein klares Zeichen dafür, Interventionen zur Verbesserung des Selbstwerts möglichst früh durchzuführen. Das könne die positive Wirkung noch verstärken. Für die Zukunft planen die Forscher Tests dieser Methode auch bei leistungsschwachen Schülern aus anderen sozial benachteiligten Gruppen.

[science.ORF.at, 17.4.09]
->   Geoffrey Cohen
 
 
 
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01.01.2010