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Genetiker: Pferd vor 5.000 Jahren gezähmt  
  Deutsche Forscher haben neue Hinweise auf den Zeitpunkt der Domestikation des Pferdes gefunden. Sie untermauern damit die relativ neue Vermutung, dass diese früher stattgefunden hat als bisher angenommen.  
Demnach sind Pferde vor mindestens 5.000 Jahren in der Ponto-Kaspischen Steppe im heutigen Russland, Kasachstan, der Ukraine und Rumänien gezähmt worden. Das zeigen die Genanalysen der Forscher.
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Die Studie "Coat Color Variation at the Beginning of Horse Domestication" von A. Ludwig et al. ist in der aktuellen Ausgabe von "Science" (Bd. 324, 24. April 2009, DOI: 10.1126/science.1172750) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie
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Züchtung führte zu variablen Fellfarben
Den entscheidenden Durchbruch erzielten sie mit neuesten Analysen von Farbgenen aus sehr alten DNA-Proben. Laut Arne Ludwig vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) war die Arbeit schwierig, weil der Erhaltungszustand der DNA sehr schlecht gewesen sei. Den Forschern lagen für die Tests 152 Knochen vor. 89 davon konnten laut Ludwig erfolgreich analysiert werden.

Anhand der Variabilität der Gene für Fellfarben damals lebender Pferde ließ sich nachweisen, dass ein Großteil der bis heute bekannten Farben bereits durch Pferdezüchter vor rund 5.000 Jahren beeinflusst wurde. Dies gilt auch als Gegenbeweis einer Theorie, dass die Fellverfärbungen erst auf die Zucht bestimmter Pferderassen während der vergangenen Jahrhunderte zurückzuführen seien.

Knochenfunde von der letzten Eiszeit etwa vor 12.000 Jahren belegten, dass die Pferde ursprünglich nur in den Farben Braun und Schwarz auftraten. Erst der Eingriff des Menschen führte zu einem ebenso plötzlichen wie rasanten Anstieg der Fellfarben und Farbmischungen.
Einschneidende Veränderungen
Die Domestizierung des Pferdes brachte für den Menschen einschneidende Veränderungen. "Die indogermanischen Sprachen konnten sich praktisch nur auf dem Rücken der Pferde so verbreiten", so Ludwig.

Schnell prägte der Einsatz des Pferdes, das von Bauern gezähmt wurde, den Handel, aber besonders die Strategien des Militärs. "Als Last-, Zug- und Reittier trug es entscheidend dazu bei, dass ganze Königreiche gegründet und wieder zerstört wurden", so die Forscher. Die Pferde-Armeen von Alexander dem Großen und Dschingis Khan sind bekannteste Beispiele. Im Grunde verdrängte erst die Erfindung der Dampfmaschine das Pferd aus seiner Sonderstellung im Verhältnis zum Menschen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 24.4.09]
->   Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung
Aktuelles zum Thema in science.ORF.at:
->   Pferdezucht gab es schon vor 5.500 Jahren (5.3.09)
 
 
 
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01.01.2010