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FWF muss trotz solider Finanzbasis sparen  
  Obwohl der FWF laut Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) auf soliden finanziellen Beinen steht, wird die wichtigste Förderstelle für Grundlagenforschung in Österreich den Gürtel enger schnallen müssen.  
Jährlich 160 Mio. Euro soll der FWF in den nächsten fünf Jahren erhalten. Gegenüber dem Rekordjahr 2008 mit einer Gesamtbewilligungssumme von 176 Millionen Euro bedeutet das in der wichtigsten Förderkategorie, den Einzelprojekten, ein Minus von rund 20 Prozent. Und die erst im Vorjahr eingeführte Zahlung von Overhead-Kosten für FWF-Projekte muss komplett eingestellt werden, berichtete FWF-Chef Christoph Kratky bei einer Pressekonferenz in Wien.
Niveau kann gehalten werden
Hahn rief nochmals in Erinnerung, dass es eine schwierige Ausgangslage zu meistern galt. So hat der FWF angesichts der unsicheren Budgetlage im laufenden Jahr bisher alle Vergabesitzungen abgesagt und keine Projekte genehmigt. Mit dem nun verabschiedeten Budget von 800 Mio. Euro bis 2013 (160 Mio. Euro pro Jahr) liege man aber um 25 Prozent über den Mitteln der vergangenen fünf Jahre. "Die Neubewilligungen können auf dem Niveau der vergangenen Jahre gehalten werden, wenn man das Rekordjahr 2008 ausblendet", so Hahn.

Der Minister freut sich zudem, dass die krisenanfällige Konstruktion des FWF-Budgets in ein verlässliches Regularbudget geändert werden konnte. Bisher setzten sich die Zuwendungen an den FWF aus im Budget verankerten Bundesmitteln (Ordinarium), Sondermitteln und Geldern der Forschungsstiftung zusammen, künftig sind die 160 Mio. Euro vollständig im Bundesbudget verankert (bisher nur 77 Mio. Euro).
Kerngeschäft kann weiterlaufen
Um das Förderpotenzial des Fonds zu erhöhen, wurden dem FWF vom Bund in den vergangenen Jahren massive Vorgriffe auf künftige Budgets erlaubt. Anfang des Jahres beliefen sich diese Vorbelastungen auf 231,7 Mio. Euro, wie Wirtschaftsprüfer Alfred Brogyanyi erklärte. Brogyanyi hat mit anderen Experten den Fonds im Auftrag Hahns in den vergangenen Wochen geprüft. Hahn hatte diese "Eröffnungsbilanz" bestellt, weil sein Ressort seit Jahresbeginn alleine für den FWF zuständig ist. Bisher ressortierte der FWF auch zum Infrastrukturministerium.

Heinz Engl, der Vizerektor der Uni Wien, der in dem Expertenteam die Fördertätigkeit des FWF geprüft hat, kam in seinen - unabhängig vom Bundeshaushalt erstellten - Berechnungen auf einen "unverzichtbaren Budgetbedarf" des Fonds in Höhe von 727 Mio. Euro für die nächsten fünf Jahre. Mit den bis 2013 geplanten 800 Mio. Euro könne der FWF sein Kerngeschäft in vernünftiger Weise weiterführen, aus Sicht der Betroffenen ist das ein sehr gutes Ergebnis.

Auch Kratky zeigte sich nach fast einem halben Jahr Zeit der Unsicherheit erleichtert über die Budgetsituation" des Fonds. Erleichtert ist der FWF-Chef auch über das Urteil der Wirtschaftsprüfer, dass der FWF als "guter Kaufmann" gehandelt und nicht über seine Verhältnisse gelebt habe. Mit den Empfehlungen Engls, welche Aufgaben des Fonds unverzichtbar seien und wo reduziert werden könne, stimme der FWF überein.
Reduziertes Genehmigungsvolumen
So müsse die Förderung von Einzelprojekten bestehenbleiben, "wenn auch mit reduziertem Genehmigungsvolumen", so Kratky, der damit rechnet, dass die Bewilligungsquote von derzeit 38 auf voraussichtlich rund 33 Prozent sinken werde. "Deutlich selektiver" werde man bei der Genehmigung neuer Schwerpunktprogramme (z. B. Spezialforschungsbereiche) vorgehen müssen. Kaum Einschnitte sollte es bei Doktorats-Kollegs und Schrödinger-Stipendien geben. Andere Programme würden nach Maßgabe der Finanzierung durchgeführt.

Die Zahlung von Overhead-Kosten, mit denen den Forschungseinrichtungen Kosten abgegolten werden, die ihnen durch ein FWF-Projekt eines ihrer Mitarbeiter entstehen, wird mit sofortiger Wirkung - auch für bereits laufende Projekte - eingestellt. "Das war mein Baby, von dem trennt man sich schwer", so Hahn, der betonte, dass dies nur eine "Unterbrechung" bedeute. Auch schon länger geplante Vorhaben, wie ein Exzellenz-Cluster-Programm, kann derzeit nicht verwirklicht werden wird.

[science.ORF.at/APA, 24.4.09]
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01.01.2010