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Dinos starben nicht wegen Meteoriten aus  
  Ein Meteoriteneinschlag vor 65 Millionen Jahren soll für das Aussterben der Dinosaurier gesorgt haben. Kritiker dieser gängigen These melden sich in einer neuen Studie zu Wort.  
Genauere Untersuchungen von Sedimentschichten würden eine andere Sicht der Dinge nahelegen, meint eine US-Geologin. Sie glaubt, dass Vulkanausbrüche für das Massensterben beim Übergang vom Erdmittelalter zur Erdneuzeit verantwortlich waren.
Bekannteste Theorie des Massensterbens
Die Meteoritentheorie stützt sich auf die Entdeckung eines tief unter Sedimentschichten begrabenen Kraters in der Nähe des Dorfes Chicxulub im äußersten Norden der mexikanischen Halbinsel Yucatan.

Diese kreisrunde geologische Formation mit einem Durchmesser von 180 Kilometern gab Ende der 1970er Jahre den Anstoß zu der bekanntesten Theorie über die Ursache des Massensterbens.

Demnach verdunkelte der durch den Einschlag des Himmelskörpers aufgewirbelte Staub die Sonne und verursachte unter anderem durch den folgenden Kälteeinbruch das globale Artensterben.
Argumentation mit Hilfe von Gesteinsschichten
Dieser Ansatz zählt zu den gängigsten Erklärungen für die Umwälzungen am Ende der Kreidezeit, er ist allerdings nicht unumstritten. Wortführerin der Kritiker ist die Geologin Gerta Keller von der amerikanischen Universität Princeton, die in der aktuellen Ausgabe des "Journal of the Geological Society" neue Argumente präsentiert.

Ihrer Meinung nach fiel der Meteorit nicht unmittelbar vor dem Massensterben vom Himmel, sondern bis zu 300.000 Jahre früher. Zur Begründung verweist sie auf Studien in Nordostmexiko, wo sich die damals entstandenen geologischen Schichten besonders analysieren lassen.

Demnach finden sich Hinweise auf das Massensterben nicht in jenem bis zu zwei Meter dicken Sediment, das mit dem Einschlag in Verbindung gebracht wird, sondern erst in weiter oben gelegenen und somit eigentlich jüngeren Ablagerungen. Dazwischen liegt eine mehrere Meter dicke Sandsteinschicht.
Kritik an Tsunami-Hypothese
Diese Diskrepanz begründen Vertreter der Meteoritentheorie damit, der Einschlag habe einen riesigen Tsunami verursacht, der diese Schicht in kurzer Zeit abgelagert habe. "Das Problem mit der Tsunami-Hypothese ist, dass sich der Sandsteinkomplex nicht über Stunden oder Tage abgelagert hat", konterte Keller. "Die Ablagerung erfolgte über einen sehr langen Zeitraum."

Auch auf tektonische Veränderungen der Sedimentstruktur, etwa durch Erdbeben, liefern ihre Untersuchungen keinen Hinweis. Im Gegenteil: Von diversen Organismen geschaffene Hohlräume und Erosionen deuten darauf hin, dass der Ablagerungsprozess von außen nicht gestört wurde.
Alternative: Vulkanausbrüche waren schuld
Schließlich legt Keller ein weiteres Indiz vor, das gegen die Behauptung spricht, der Meteoriteneinschlag habe massenweise Arten ausgelöscht. In jenen Schichten, die sich vor dem Einschlag bildeten, fand sie Spuren auf 52 verschiedenen Organismen. Sämtliche 52 Arten fand sie auch in den jüngeren Sedimenten. "Keine einzige Art starb als Resultat des Chicxulub-Einschlags aus", folgert Keller.

Sie vertritt die Theorie, dass massive Vulkanausbrüche in der indischen Dekkan-Region enorme Mengen Gase und Staub in die Atmosphäre schleuderten. Die dadurch ausgelösten Klimaveränderungen waren nach ihrer Meinung hauptverantwortlich für den Untergang der Arten.

[science.ORF.at/APA/AP, 27.4.09]
->   Gerta Keller, Universität Princeton
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01.01.2010