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Biologen: "Free Willy" war keine gute Idee  
  Keiko wurde durch seine Rolle im Film "Free Willy" zum wohl berühmtesten Killerwal der Geschichte. Warum seine dem Film folgende reale Befreiung nicht erfolgreich war, beschreibt eine aktuelle Studie von Biologen.  
Sie stammt von einer Forschergruppe um Malene Simon vom Grönland Institut für Natürliche Ressourcen, die vor sieben Jahren versuchte, Keiko wieder in die Freiheit zu entlassen.
20 Millionen Dollar für die Freiheit
Die Vorgeschichte: Der Orca wurde 1979 im Alter von etwa zehn Jahren vor der isländischen Küste gefangen und 1985 an einen Vergnügungspark in Mexiko-Stadt verkauft. 1992 machte ihn die Filmgesellschaft Warner Brothers zum Titelstar von "Free Willy" - der Geschichte eines schwierigen Buben, der in dem Wal seinen besten Freund findet und ihm zur Flucht ins offene Meer verhilft. Zwei weitere Teile folgten später.

Über die Auswilderung des echten Wals wurde seitdem heftig diskutiert. Tierschützer kritisierten sein Domizil in Mexiko als seiner Art völlig unangemessen. 1996 wurde "Keiko" schließlich in ein besser ausgestattetes Meeresaquarium im US-Staat Oregon verlegt.

Von dort wurde er zwei Jahre später nach Island gebracht, um auf ein neues Leben in Freiheit vorbereitet zu werden. Dafür wurden seinerzeit 500.000 Dollar im Monat aufgebracht, insgesamt wurden rund 20 Millionen Dollar in das Projekt investiert.
Bis zuletzt von Menschen versorgt
Im Juli 2002 wurde "Keiko" schließlich nach mehr als 20 Jahren in die Freiheit entlassen. Er schwamm von Island rund 1.400 Kilometer weit nach Osten und wurde Ende August 2002 erstmals nahe des mittelnorwegischen Dorfes Halsa gesichtet. Dort ließ er sich von Menschen streicheln, die sogar auf ihm herumkletterten.

Die Tierschutzbehörde verbot es schließlich, sich dem zutraulichen Wal zu nähern. Er blieb jedoch die meiste Zeit in einer ruhigen Bucht, die wegen ihrer Tiefe im Winter nicht zufriert.

Dort wurde er bis zu seinem Tod im Dezember 2003 von Tierärzten regelmäßig beobachtet und auch mit Futter versorgt.
Zu alt
Der Versuch ihn gänzlich auszuwildern, ist gescheitert, schreiben Malone und Kollegen nun in ihrer in der Fachzeitschrift "Marine Mammal Science" erschienen Studie (DOI: 10.1111/j.1748-7692.2009.00287.x).

"Der beste Platz für ihn war die ruhige Bucht in Norwegen. Dort konnte er schwimmen, wie er wollte, er bekam genug zu fressen und die Aufmerksamkeit von Menschen, an denen er sehr gehangen ist", werden sie in der Wissenschaftszeitschrift "New Scientist" zitiert.

Die komplette Auswilderung sei nicht gelungen, weil Keiko bereits zu alt war, schließen die Forscher. Er konnte sich nicht mehr an das eigenständige Leben in Freiheit gewöhnen, wie dies jüngeren Artgenossen in ähnlicher Situation bereits gelungen war.

"Wir Menschen finden die Befreiung von Tieren nach langjähriger Gefangenschaft sehr reizvoll. Für die Gesundheit und Überlebenschance des Tieres kann sich das aber sehr schädlich auswirken", schließen die Forscher.

[science.ORF.at/AP, 29.4.09]
->   Malene Simon, Greenland Institute of Natural Resources
->   Free Willy-Keiko Foundation
->   Film Free Willy (IMDB)
->   New Scientist
 
 
 
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01.01.2010